Die National Rifle Association of America und warum sie so erfolgreich ist

600px-National_Rifle_Association.svgEin Beitrag von FunGun

Die National Rifle Association of America ist die stärkste Organisation der Welt, die sich für das Recht auf privaten Waffenbesitz einsetzt.

Historie

Die NRA wurde 1871 im Staat New York von den Union-Veteranen Col. William C. Church und Gen. George Wingate gegründet. Das ursprüngliche Ziel der Organisation war „Förderung des Gewehrschießens auf wissenschaftlicher Basis„. Es hing damals mit der Suche nach neuen Schießtrainingsmethoden für Soldaten zusammen. [1] Die politischen Aktivitäten der NRA haben erst in den 60er Jahren einen starken Aufwind bekommen. Die Anschläge auf Präsident John F. Kennedy 1963 und 1968 auf Martin Luther King und Senator Robert F. Kennedy hatten eine außerordentlich aufgebrachte Stimmung in den USA ausgelöst. Es fehlte natürlich nicht an Politikern, die strengere Waffengesetze als die einfachste Lösung für die damaligen gesellschaftlichen Probleme forderten.

Zur gleichen Zeit hatte sich die damals „nur“ eine Million Mitglieder starke NRA diesem Trend widersetzt. Die Ambitionen der Waffengegner waren hoch, aber die NRA konnte sie stark verwässern. Präsident Johnson unterschrieb den Gun Contol Act of 1968, der den Verkehr von Waffen und Munition über Staatsgrenzen einschränkte und den Verkauf an Vorbestrafte, Minderjährige, Drogenabhängige und psychisch Kranke verbot. Darüber hinaus wurde der Import von Waffen aus militärischen Beständen in die USA verboten, wenn sie nicht zuvor als Sportwaffen oder Souvenirs von den US-Behörden zertifiziert wurden. [2]
Diese auf den ersten Blick recht moderate Regelungen wurden von der NRA aber nicht als das Ende der Wunschliste der Waffengegner, sondern vielmehr als der Anfang von weitergehenden Einschränkungen verstanden. Aus der heutigen Sicht kann man sagen, dass dies eine richtige Annahme war.

Deshalb wurde im Jahr 1975 das NRA Institute for Legislative Action (NRA-ILA) gegründet, dessen Aufgabe es ist, die waffenbezogene Gesetzgebung zu beeinflussen und lokale Politiker sowie Kongressabgeordnete für ihre Sache zu gewinnen. [3] Ein Meilenstein in der Entwicklung der NRA war die sogenannte Cincinnati Revolution von 1977. Bis dahin hatten sich die Aktivitäten der NRA eher auf die praktischen Belange von Sportschützen und Jägern bezogen. Dazu kamen noch Aspekte des Umweltschutzes dazu. Heute kaum vorstellbar, aber damals bestand der Vorstand der NRA aus einem Altherrenclub, der in Ruhe seinen Hobbys nachgehen wollte. Die Mitglieder des Vorstandes – oft mit einer militärischen Karriere hinter sich – waren es einfach nicht gewohnt, politisch zu arbeiten. Es kursierte sogar die Idee, das Hauptquartier der NRA ins beschauliche Colorado zu verlegen, um weit weg von Washington zu sein, wo alles angefangen hatte, politisch zu werden und Lobbyisten aller Couleur anfingen Einfluss zu gewinnen.

An der Basis brodelte es jedoch. Es kam das Gefühl auf, dass der alte gemütliche „Colonels‘ Club“ Vorstand den Herausforderungen der neuen Zeit nicht mehr gewachsen war. Auf der NRA Convention in Cincinnati kam es zu einer Wende. Die jüngeren und aufstrebenden Mitglieder taten sich zusammen. Unter der Federführung von Neal Knox besetzte man über Nacht zig Posten neu. [4] „Good Morning, Gun Lobby!“ waren die ersten Worte von Neal Knox in seiner Rede im Januar 1978 als neuer Executive Director der NRA-ILA. Fortan hat sich die NRA verstärkt als eine politische Organisation verstanden, die begann konsequent Allianzen mit Pro-Gun Politikern, allen voran mit den Republikanern, einzugehen.

Finanzieller Hintergrund

Heute hat die NRA nach eigenen Angaben über 4 Millionen Mitglieder und vertritt die Interessen von 100 Millionen Waffenbesitzern in den USA. Die Mission der NRA ist einfach und griffig: die US-Konstitution zu schützen. Um das zu erreichen, werden 781 Vollzeitangestellte und 125.000 Volontäre beschäftigt. 2010 hatte die NRA rund 228 Millionen USD Einnahmen. Darunter kamen  100 Millionen USD von den Mitgliedsbeiträgen, 71 Million USD von Beiträgen und Spenden der Waffenindustrie und des Handels und 46 Millionen USD aus sonstigen Einnahmen.

Wohin ging das ganze Geld? Die Löhne und Gehälter betrugen 33 Millionen USD. Rund 28 Millionen wurden für Werbung und Promotion, 57 Millionen für die Kommunikation mit den Mitgliedern, 24 Millionen für den Druck und Porto von Zeitschriften und Broschüren ausgegeben. Weitere 16 Millionen gingen zugunsten von diversen Schulungsprogrammen und „nur“ 10 Millionen USD wurden von dem politischen Arm der NRA-ILA für die Unterstützung von genehmen Politikern gespendet. Zu den Spitzenverdienern der NRA gehört der Executive Director, Kayne B. Robinson. Er verdiente 2010 über 1.000.000 USD. Das heute bekannteste Gesicht der NRA, Wayne LaPierre hat rund 970.000 USD verdient und nahm damit Platz zwei in der Gehaltsliste. Chris W. Cox positionierte sich auf Platz drei und verdiente über 666.000 USD. [5]

Politische Bedeutung

Die größte Stärke der NRA ist aber die Basis mit ihrem Fokus und ihrem Enthusiasmus. Die Mitglieder der NRA haben ein persönliches Anliegen ihr Recht auf den Waffenbesitz für sich und die zukünftigen Generationen zu erhalten. Sie sind häufig sogenannte Single Issue Voters, d.h. sie wählen ihre Kandidaten ausschließlich nach ihrer Position zu den Waffengesetzen. Die NRA betreibt ein Rating für jeden Politiker nach Schulnoten zwischen A bis F in Abhängigkeit davon, wie stark der Politiker die Ziele der Organisation vertritt. Dementsprechend werden die Politiker mit Wahlspenden belohnt, oder es werden Kampagnen gegen sie finanziert. Die Ergebnisse werden auf der NRA Webseite publiziert. [6] Die NRA Mitglieder sind zudem persönlich sehr aktiv. Sie schreiben andauernd ihren lokalen Politikern, kommentieren Zeitungsartikel und organisieren laufend diverse Events.

Mit der NRA Foundation and Friends of NRA, die 1990 gegründet wurde, wird Geld gesammelt und für die Nachwuchsförderung ausgegeben. Von 1990 bis heute waren es bereits 160 Millionen USD. [7] Nicht zu unterschätzen ist auch der NRA Civil Rights Defense Fund, der ausgewählte Gerichtsverfahren, die maßgeblich für die Interpretation der Waffengesetze sind, juristisch und finanziell unterstützt. [8] Einst eingeführte restriktive Gesetze werden dank des Einsatzes der NRA häufig wieder rückgängig gemacht.

Neben der starken und aktiven Mitgliederbasis hat die NRA noch einen weiteren starken Unterstützer. Es ist der von Rupert Murdoch in 1996 als Konkurrenz zu CNN gegründete Fox News Channel. Murdoch hatte diesen Channel gegründet, weil er fand, dass die Interessen des konservativen und libertären Amerika in den anderen Medien nicht genügend berücksichtigt wurden. Die beiden Slogans, mit denen der Fox News Channel um seine Zuschauer wirbt, sind „Fair and Balanced“ (dt.: „Gerecht und ausgewogen“) und „We report. You decide“ (dt.: „Wir berichten. Sie entscheiden“). Nach den Umfragen des Public Policy Polling erfreut sich der Fox News Channel  mit 34% des größten Vertrauens bei den Zuschauern vergleichen mit ABC (11%), CBS (6%), CNN (12%), Comedy Central (5%), MSNBC (8%), NBC (5%) und PBS (13%). [9]

Die NRA wächst immer dann, wenn sie besonders stark unter Druck gerät. Seit der erneut entflammten Debatte unter Präsident Obama über Verschärfungen der Waffengesetze konnte die NRA einen Zuwachs von 100.000 neuen Mitgliedern in wenigen Wochen verbuchen. Der Vorstand hofft, dass im Zuge dieser Debatte die Marke von 5 Millionen Mitgliedern erreicht werden kann. [10] So wächst die Organisation paradoxerweise an ihren Gegnern, gewinnt am politischen Einfluss und ist faktisch kaum zu stoppen, obwohl 18 von 20 Top-Zeitungen in ihren Editorials die Waffenkontroll-Aktivisten favorisieren. [11]

Quellen:
[1] A Brief History of the NRA, www.nrahq.org/history.asp
[2] Gun Control Act of 1968, www.enotes.com/gun-control-act-1968-reference/gun-control-act-1968
[3] NRA – ILA, www.nraila.org
[4] Neal Knox, The Gun Rights War, 2009, S. 279 ff.
[5] Forbes, What The NRA’s Wayne Lapierre Gets Paid To Defend Guns, www.forbes.com/sites/danbigman/2012/12/21/what-the-nras-wayne-lapierre-gets-paid-to-defend-guns
[6] The New York Times, How the National Rifle Association Rates Lawmakers, www.nytimes.com/interactive/2012/12/19/us/politics/nra.html?ref=us
[7] NRA Foundation, www.nrafoundation.org
[8] NRA Civil Rights Defense Fund, www.nradefensefund.org
[9] Public Policy Polling, http://www.publicpolicypolling.com/main/2013/02/fox-news-credibility-declines.html
[10] The Washington Post, How NRA’s true believers converted a marksmanship group into a mighty gun lobby, www.washingtonpost.com/politics/how-nras-true-believers-converted-a-marksmanship-group-into-a-mighty-gun-lobby/2013/01/12/51c62288-59b9-11e2-88d0-c4cf65c3ad15_story.html
[11] http://www.mrc.org/node/42315

12 Replies to “Die National Rifle Association of America und warum sie so erfolgreich ist”

  1. Was wir brauchen sind regionale Strukturen um einen gegenpol zur regionalen Politik zu schaffen, neue Mitglieder zu gewinnen und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.Ich Selber würde sofort die Gra sachsen anhalt ins leben rufen, und neue Mitglieder anwerben. Die Frage die im Raum steht ist ob das auch gewünscht ist. Sicher ist ohne Regionale Gruppen, bleib es beim Kaffeeklatsch. Strukturen sind wichtig das sehe auch immer wieder auf Politischer ebene.Wenn wir etwas erreichen wollen müssen wir uns in Landes und Regionalgruppen Organisieren.

  2. Na ja, die Situation in Amerika ist doch grundlegend verschieden. Hier in Deutschland fühlt sich mindestens ca. 95 Prozent der Gesellschaft sicher ohne Waffenbesitz. Wer keine Feinde hat, benötigt keine Waffen.

    1. Lass es uns anders formulieren! Wer keine Feinde hat, der muss seine Waffen nicht gegen sie einsetzen. Und das ist auch gut so. Allerdings lassen sich Schusswaffen ja nun auch nicht nur zur Verteidigung einsetzen. Sie sind ein klasse Sportgerät.

  3. Super Artikel über meine Lieblingsorganisation! Wenn wir hier in D dann auch mal alle begriffen haben, dass es der einzig gangbare Weg ist zusammenzustehen, dann………….bekommen wir vieleicht auch endlich das Gehör was uns zusteht!

  4. Wie wäre es mit einem Treffen an irgendeinem Wochenende, vielleicht mit einem kleinen Shooting Event. Da könnte man sich erst mal persönlich kennenlernen und während einer lockeren Runde einige Ideen austauschen. Ich kann mir vorstellen, dass es die virtuelle Zusammenarbeit auf ein höheres Level heben könnte.

    Viel dazu braucht es nicht, außer einer guten Location, etwas Zeit und einer Portion guter Laune.

    1. Hallo FunGun!

      Die Idee finde ich klasse, es kommt nur immer auf die Entfernung an. Also wenn es nicht zu weit weg ist, dann bin ich sofort dabei.

      Anbieten könnte ich ein gemütliches Vereinsheim mit 10m, 25m und 50m Ständen, wo ich auch Aufsicht führen könnte. Ist in Meschede (Hochsauerlandkreis).

  5. Dazu müsste sich die GRA in einen Verein umwandeln, Mitgliederbeiträge und Spenden der Hersteller bekommen. Von daher: träume weiter.

    Nichtsdestotrotz: Wir hier können das machen, was die NRA Basis macht: ehrenamtliche Arbeit der Aufklärung – und das ist etwas, woran es vor 2009 in Deutschland völlig gefehlt hatte.

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