#Mythbusters: Kleiner Waffenschein verhindert Missbrauch von Gaswaffen

2003 wurde der sogenannte „Kleine Waffenschein“ eingeführt, um das Tragen von Gaswaffen zum Selbstschutz in der Öffentlichkeit zu regulieren. Der „Kleine Waffenschein“ kann seit dem bei den Waffenbehörden beantragt werden und wird nach Überprüfung der waffenrechtlichen Zuverlässigkeit des Antragstellers erteilt. Vorher war das Führen von Gaswaffen ohne Auflagen erlaubt.

Auf die Forderung der AfD, den „Kleinen Waffenschein“ (KWS) für Schreckschusswaffen wieder abzuschaffen, reagierte der SPD-Innenpolitiker Rüdiger Erben wie folgt:

Die Forderung ist gefährlich und zeugt von wenig Fachkunde. Wenn mehr Leute mit Waffen in der Öffentlichkeit herumlaufen, wird Deutschland nicht sicherer, sondern gefährlicher. Wenn sich Herr Poggenburg mit den Gründen für die Einführung des sogenannten Kleinen Waffenscheins befasst hätte, dann würde er die Gefährlichkeit der betreffenden Waffen nicht mit dem Schlagwort ‚Platzpatronen‘ herunterspielen. Anlass für die Einführung des Kleinen Waffenscheins waren schwere Verbrechen, bei den Menschen durch solche Waffen zu Tode gekommen sind.

Diese Reaktion zeugt von wenig Fachkunde, denn es laufen Hunderttausende Menschen ohne Genehmigung mit Schreckschusswaffen und sogar mit echten Waffen herum. Ansonsten hätten die am Olivaer Platz aus einem Auto Beschossenen nicht sofort mit ihren (illegalen) Waffen zurückschießen können, ansonsten gäbe es mittlerweile bei „Familienmassenschlägereien“ keine Einschusslöcher in Häuser und Autos. Wenn sich Herr Erben intensiv mit dem KWS befasst hätte, dann würde er wissen, dass die Polizei damit zwar Verbrechen verhindern sollte, in der Praxis aber nun stattdessen mehr „Verbrechen“ anzeigen muss. Den KWS wieder abzuschaffen ändert an der Sicherheitslage überhaupt nichts – außer, dass unschuldige Bürger nicht mehr kriminalisiert werden, weil sie von diesen seltsamen Blüten des deutschen Waffengesetzes nichts wissen.

Der KWS war ein Kompromiss. Eigentlich wollte die Regierung jede Schreckschusswaffe registrieren, weil diese bei Straftaten häufig zum Drohen benutzt wurden – mittlerweile werden ebenso häufig Airsoft- und CO2-Waffen dafür eingesetzt, aber auch „scharfe“ Waffen. Wegen des Altbesitzes von über 15-20 Millionen Gaswaffen hat man diesen Gedanken jedoch fallen gelassen, da der Aufwand zu groß war.

Der KWS sollte es ermöglichen, dass die Polizei verdächtige Personen vor Tankstellen, Kiosken etc. kontrollieren könne, ob sie für die mitgeführten Schreckschusswaffen einen KWS hätten, den man nur mit einem einwandfreiem polizeilichen Führungszeugnis bekommt. Die Polizei steigt jedoch in No-Go-Areas nicht aus dem Auto, um dies zu tun, weil sie genau weiß, dass sofort 20 bis 30 Menschen auftauchen, um sie an dieser Kontrolle zu hindern.

Stattdessen zeigt die Polizei jede Woche Bürger an, wenn sie bei einer Verkehrskontrolle eine Schreckschusswaffe im Auto entdeckt. So hatten sich z.B. in Berlin nach der Einführung des KWS die „Straftaten gegen das Waffengesetz“ verdoppelt und blieben lange auf diesem hohen Niveau. Der KWS hat somit künstlich die Verbrechensrate erhöht, ohne dass sich die innere Sicherheit dadurch in irgendeiner Form erhöht hat.

Hinzu kommt, dass Schreckschusswaffen weniger gefährlich sind, als Messer, denn sie funktionieren aus der Distanz. Damit kann man einen Angriff mit Drohen oder Verschießen von Gas-, oder Reizgaskartuschen abwehren. Und sie werden – wie auch das Pfefferspray – tausendmal häufiger zur Abwehr als zum Angriff benutzt. Es gibt kaum Tötungsdelikte mit Schreckschusswaffen, denn um einen Menschen mit einer Schreckschusswaffe zu töten, müsste man diese direkt auf einer Schlagader aufsetzen, damit diese durch die Mündungsenergie zerfetzt wird.

Dieses ist tatsächlich einige Male in der Vergangenheit passiert, jedoch nicht als Verbrechen (mit Tötungsabsicht), sondern als „Unfall“ beim „Spielen“. Auch nicht auf der Straße, wo ein KWS benötigt wurde, sondern zu Hause, wo sich die mittlerweile 20-40 Millionen Schreckschusswaffen befinden. Die 300.000 KWS verhindern solche Unfälle nicht.

Fazit: Der „Kleine Waffenschein“ ist ein ein völlig ungeeignetes Instrument, um die innere Sicherheit zu erhöhen, stattdessen werden unschuldige Bürger kriminalisiert, die von dem Dokument noch nie etwas gehört haben. Den KWS wieder abzuschaffen ist nicht gefährlich, sondern ratsam und notwendig, um Arbeitsaufwand bei der Polizei zu vermeiden, der die Sicherheit für die Bürger nicht erhöht.

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Unser Unterstützer Dirk Hummel kommentierte die Aussage von Rüdiger Erben wie folgt:

Anscheinend hat Herr Erben einen detaillierteren Einblick in die Polizeiliche Kriminalstatistik als der Rest des Landes und als technisch überhaupt möglich ist, denn diese macht weder einen Unterschied zwischen legalen und illegalen Waffen noch wird explizit zwischen legalen und illegalen Waffen unterschieden. Es werden sogar legitime oder illegitime Tötungen durch die Polizei mit eingerechnet. Ein Drohen oder gar Töten mit einer SSW lässt sich in dieser Hinsicht auch nicht aus der PKS herauslesen, also frage ich mich, ob Herr Erben wirklich selbst glaubt, was er erzählt, oder ob er lügt.

Die These „mehr Waffen=mehr Gewalt“ wird bereits durch Länder wie die Schweiz, Österreich oder die tschechische Republik ad absurdum geführt, man muss da nicht immer den Erbfeind internationaler Sozialisten aus der Klamottenkiste zerren und selbst dort werden die meisten Verbrechen in den Bundesstaaten oder Städten mit den strengsten Waffengesetzen verübt – von Drogengangs mit illegalen Waffen.

Hinzu kommt eine große Masse an Suiziden, bei denen da Tatmittel irrelevant ist. Studien bewiesen, dass nach einem Totalverbot zwar die Suizide mit Feuerwaffen signifikant stagnierten, jedoch die Gesamtzahl gleich blieb, weil einfach das Tatmittel gewechselt wurde. Es mag so manchen Politiker überraschen, aber man kann nicht alles per Gesetz regeln. Zu diesem Schluss kommt man, wenn man sich en detail mit einem Thema beschäftigt und nicht nur die paranoid-halluzinatorischen Pamphlete irgendwelcher Ideologen und Hetzer rezitiert, ohne selbst zu verstehen, was im mit dem Text eigentlich gemeint ist.

So, zurück zu den Schreckschusswaffen.

Es gab es in der Tat Tötungen mit Schreckschusswaffen. Derer wären mir persönlich in den letzten 25 Jahren keine zehn Stück aufgefallen und diese liefen immer nach demselben Schema ab: Lebenspartner oder andere Personen spielten berauscht oder auch einfach nur bar jeden Fachwissens mit den Schreckschusswaffen, hielten sie Personen auf die Brust oder an den Kopf und drückten ab.
Das waren tragische aber ebenso dämliche Unfälle, die kein kleiner Waffenschein verhindert hätte. Solche Sachen passieren, wenn man den Bürgern eine hysterisierte Vollkaskomentalität antrainiert. In anderen Ländern ist der Umgang mit Schusswaffen Alltag und dort geschehen auch weniger Unfälle, weil man sein Wissen nicht aus Actionfilmen oder dem Parteibuch bezieht.

Das kann man gut finden oder auch nicht – es ist nicht die Aufgabe von Politikern die Bürger nach den Idealen der Partei zu erziehen. Zumindest nicht in Ländern, in denen der Faschismus zumindest offiziell nicht mehr existiert.

Gewalttäter halten sich auch so nicht an Gesetze und der kleine Waffenschein hält keinen davon ab, eine Schreckschusswaffe zu führen. Die Annahme, man könne Verbrechen mit Verboten eindämmen, ist belustigend naiv. Methamphetamin ist auch verboten und findet seinen Weg sogar bis in die Taschen von Bundestagsabgeordneten. Mich deucht, gewisse Substanzen wollen sich per se nicht an das Gesetz halten.

Das Führen von Schreckschusswaffen halte ich als aktiver Sportschütze mit Sachkunde aus einem anderen Grund für eher suboptimal: unter Stress vergisst man 90% des Erlernten und man wird praktisch zum zitternden Grobmotoriker. Der Masse fehlt schlicht die Übung im Umgang mit Feuerwaffen.

Hier ist schon wieder die Crux der Sache: den Bürgern wird effektives Training verboten und somit hätten wir einen argumentativen Kreisschluss der Regierung. Die Bürger dürfen keine Waffen führen, weil ihnen das Training fehlt und das Training wird ihnen verboten. Das hat ja jemand geschickt eingefädelt, nicht wahr?

Bei solchen Themen kommt dann von Seiten der Roten und Grünen gerne das Totschlagargument „Selbstjustiz“, was dann auch schon wieder bezeugt, dass vermeintliche Experten zu dumm oder ignorant sind um zwischen gerechtfertigter Notwehr und Selbstjustiz zu unterscheiden. Laut deutschem Recht hat jeder Mensch das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Dies und die Regel, dass Recht Unrecht nicht weichen müsse, sind die Basis des Notwehrrechtes und eben dieses Notwehrrecht wird von Ideologen zweifelhaften Charakters seit Jahren unterminiert, weil den Bürgern zwar Notwehr erlaubt ist, aber die effektiven Mittel Schritt für Schritt verboten werden.

Gerne deutet man dann Kampfsporttraining als Alternative an – für mich als Rollstuhlfahrer oder für Personen mit entsprechend schwacher physischer Konstitution ein feixender Schlag ins Gesicht. Ist Selbstschutz also nur ein Privileg für Reiche und Starke und der Rest soll gefälligst schauen wo er bleibt? Notwehr ist essentiell für die Wartezeit bis eine von blasierten und weltfremden Verbotsevangelisten totgesparte Polizei eintrifft – wenn sie denn überhaupt kommt.

Niemand will die Polizei ersetzen oder deren Arbeit abnehmen und die wirren Behauptungen, die Polizei hätte es dann schwerer, wenn Leute bewaffnet wären, ist ebenso blanker Unsinn, denn mittels der ganzen Flut an Regelungen und Verboten wird die Polizei aktuell im Irrglauben gehalten, es sei alles in Ordnung und sie müsse nicht mit Waffen rechnen – eine trügerische Sicherheit, die es in den 70ern noch nicht gab, als man auch in Deutschland beim Versandhaus Flinten und Kleinkaliber bestellen konnte.

Damals gab es auch keinen Bürgerkrieg, jedoch kam den Politikern die RAF beinahe wie gerufen und man verpflichtete die Bürger zur Waffenbesitzkarte, weil Terroristen mit illegalen Vollautomaten mordeten. Erkenne ich da Parallelen zu Paris und den aktuellen Verbotsforderungen? Ich würde sagen: absolut.

Die Politik sorgt also selbst für Chaos und bietet sich dann mit viel Pathos als rettender Anker an, der dann überall verschlimmbessert und am Ende das eigene Versagen auf die Opposition schiebt. Eine solche stümperhafte Arbeitsmoral würde auf dem freien Markt zur sofortigen Entlassung führen, aber im Parlament ist eben alles anders. Was kann also getan werden?

Die Legalisierung von Combatschießen beispielsweise, denn Verbrecher lernen das über die verschlungensten und kreativsten Wege sowieso – also weshalb die Opfer zu wehrlosen Schlachtlämmern degradieren?

Wer Schusswaffen führen will, sollte dies dürfen. Man kann dies an eine verpflichtende Teilnahme an Spezialschulungen knüpfen, welche periodisch aufgefrischt werden müssen – Polizisten sind ebenfalls Waffenträger und da scheint das kein Problem zu sein. Polizisten trainieren mit höchstens 50 Schuss im Jahr, das Kontingent habe ich in 20 Minuten Training, zu dessen Teilnahme ich bereits jetzt 12 Mal bzw. 18 Mal jährlich verpflichtet bin und ich übertreffe dies um mindestens das Doppelte, weil ich ja einen gewissen Standard halten will.

Was kann ich also schlechter als ein Polizist? In jüngsten Zeitungsmeldungen las man, dass ein Polizist bei einer Vorführung einem Reporter ins Bein schoss – wie ein Helfer in der Not wirkt das für mich nicht.

Man muss mit dem Mythos aufräumen, dass ein Amt oder ein Dienstgrad der damit ausgezeichneten Person wie durch Magie eine Art Übermenschlichkeit und unzerrüttbare Impulskontrolle verliehe. Oft liest man, dass Parteien von Steuerhinterziehern, Mietprellern, Drogensüchtigen und Volksverhetzern regelrecht unterwandert sind und dieser Mob will mir Moral und Anstand erklären?

Eine Bande halbinformierter Sektierer, die sich am Steuerpott gütlich tut und ansonsten nur ihres vulgäres Feudalherrentumes frönt, ist kein Vorbild und da gehört aufgeräumt – nicht bei den Bürgern, die mit einer brechreizerregenden Hochmut von Hegemonen im Sich gelassen werden, die sich selbst in gepanzerten Dienstwägen verschanzen, von bewaffneten Bodyguards beschützen lassen und in Vierteln ohne nennenswerte Kriminalität leben.

Eine Politik auf der Basis Potemkin’scher Dörfer ist die Symptomatik dieses dahinsiechenden Landes und Aussagen wie die eines Herrn Erben bestätigen dies mit aller Deutlichkeit. So sieht das im echten Leben aus, wenn man mehr als nur die Heileweltblase seiner Partei erlebt, Kumpel.

Tschüss Herr Erben, vielleicht liest man sich mal wieder, wenn Sie Ahnung vom Thema haben.

Zum Thema Selbstverteidigung mit Schreckschusswaffen gibt es von Marc noch ein inzwischen sehr populäres Video:

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9 Replies to “#Mythbusters: Kleiner Waffenschein verhindert Missbrauch von Gaswaffen”

  1. Ich kann nur alle warnen, die gerade ihren kleinen Waffenschein beantragt haben oder ihn schon besitzen! Wenn ein Gesetz die Registrierung von Gas/Platz- waffen vorschreiben sollte,
    dann könnte es sein, dass jeder der den Schein hat, in Zukunft ungebetenen Haus-Besuch bekommt! Auch wenn er keine Schreckschusswaffe hat, oder eben keine eingetragen hat! Denn die Kontrollleutchen gehen sicher davon aus, dass wenn jemand den Schein hat auch eine Waffe besorgt wurde….. 😉

  2. Vielen Dank dafür. Letztens erst gelesen, wie manche die Sinnlosigkeit des KWS genannt bekommen, aber dann gleich die Registrierung fordern. Dieser Text ist einfach richtig gut.

    Achja, in Anbetracht der Aussagen in der Sitzung (Fall Gantzer) is doch klar, dass ihr jetzt AfD-Aussagen aufgreift 🙂 Ne im Ernst, guter Text und Fakten.

  3. Super Text, der zwar nicht die angesprochenen Politiker erreicht, aber den geneigten Wähler dazu bewegen sollte, endlich dieses ignorante und gierige Gesindel an der Wahlurne zu vernichten.

  4. Klasse! Deutliche, klare Worte tun längst Not in einem Land, in dem die Damen und Herren „Demokratiebesitzer“ mit unbegrenztem Zugriff auf Ressourcen aller Art und namentlich einem hirnfreien, sensationsgeilen Medienmolloch jede Art von Lügensuppe zur unumstößlichen, regulierungs- u. verbotsstarrenden „alternativlosen Maßnahme zur Steigerung der inneren Sicherheit“ betonieren können. Was unablässig und schrittchenweise zu immer weiterer Kriminalisierung der letzten Freiräume in unserem überregulierten System führt. Mit Sicherheit!

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