Warum Vergleiche mit der Geschichte erlaubt sein müssen!

Detlef Riechert schrieb einen Leserbrief bei „Natürlich Jagd“, den wir veröffentlichen dürfen.

Heiko Hornung, Chefredakteur der Jagdzeitschrift „Wild & Hund“, monierte, dass die Entwürfe der Jagdnovellen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen häufig das Wort „Ermächtigung“ beinhalten und erinnerte an die Anfänge des Dritten Reiches. Presse und Grüne empörten sich darüber und der Landesjagdverband Baden-Württemberg distanzierte sich sofort. Hier folgt nun Detlefs Meinung:

Warum Vergleiche mit der Geschichte erlaubt sein müssen!

Meine Lehrer haben uns in der Abiturfeier 1968 auf den Weg gegeben: „Das darf nie wieder passieren, und ihr, die ihr nun in das Leben hinausgeht, seid dafür verantwortlich, dass es nie wieder geschieht! In euren Händen liegt es. Seid euch dieser Verantwortung bewusst und vergesst das nie!“ Das waren eindringliche Worte und Ermahnungen, denen eine drei Jahre dauernde intensive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte von 1933 bis 1945 im Unterricht der Oberstufe vorausgegangen war.

Wenn im Jahre 2014 eine studierte Frau, die mitten im Leben steht und Kinder erzieht, im Internet verbreitet, sie habe entdeckt, ihr Nachbar zwei Häuser weiter sei ein Jäger, und seine Frau als „Mörderschlampe“ bezeichnet, was ist das anderes als Denunziation und in Sippenhaft nehmen? Worin soll der Unterschied bestehen, ob jemand wegen seines Glaubens, seines Berufes, seiner Lebenseinstellung oder eben aufgrund der Tatsache, dass er ein Jäger ist, diskriminiert und am Ende verfolgt wird? Wann werden aus Worten im Internet Taten wie Zerkratzen seines Autos, Beschimpfungen, Verleumdungen, Brände legen?

Wenn eine Bank einem Berufsjäger die Eröffnung eines Kontos wegen seines Berufes verweigert, wie bezeichnet man das, wie soll man das bewerten?

Wie wollen wir denn verhindern, dass sich unsere Geschichte wiederholt, wenn wir keine Vergleiche anstellen und auf Fehlentwicklungen hinweisen dürfen?

Ich schäme mich nicht zu sagen, dass ich Angst habe. Weil ich nämlich nicht mehr daran glaube, dass meine Kinder und Enkelkinder so wie ich 65 Jahre in diesem Land in Frieden und Freiheit werden leben dürfen. Ich bekomme noch mehr Angst, wenn ein Verband sich von einem Editorial distanziert, das er weder geschrieben noch zu verantworten hat. Das drängt doch geradezu einen weiteren Vergleich mit der deutschen Geschichte auf. Ist es die allgemeine Furcht vor der Obrigkeit oder eine spezielle Befürchtung persönlicher beruflicher und gesellschaftlicher Nachteile, oder was ist es sonst, was jemanden veranlasst, sich von einer veröffentlichten Meinung eines anderen zu distanzieren? Nach der 68er-Bewegung und den Zeiten des RAF-Terrorismus ist nun wieder Ducken und Kopfeinziehen angesagt?

Der 25. Jahrestag des Mauerfalls liegt erst ein paar Tage zurück. Gestandene Persönlichkeiten schämten sich ihrer Tränen nicht. Wer war nicht gerührt angesichts der Bilder, die um die Welt gingen und der Erinnerung an einen großartigen historischen Moment unserer Geschichte? Ich meine, wir alle sind uns heute viel zu wenig bewusst, was zwischen 1933 und 1945 in Gesamtdeutschland geschehen ist, und was im Osten unseres Landes weitere 40 Jahre danach. Menschen, die einer Ideologie gefolgt sind, haben andere gezwungen, sich dieser Ideologie zu unterwerfen. Das war der Kern. Dabei ist es doch vollkommen egal, ob man das als rechte oder linke Politik bezeichnet! Wenige verschwören sich einer Ideologie und wollen alle anderen nach diesem Bild formen. Zuerst mit Worten und danach mit Gewalt. Wo fangen Dinge an und wo hören sie auf?

Warum merken nur so wenige, dass sich heute wieder erschreckende Tendenzen zeigen, mitten in Deutschland, 2014? Man lässt ein paar Heliumballons aufsteigen, wischt sich die Tränen der Rührung aus den Augen und verschließt sie dann vor der Wirklichkeit des Heute? 40 Jahre lang gab es in der neueren deutschen Geschichte in einem Teil unseres Landes keine freien Wahlen. Wie kann es dann sein, dass es heute in unserem Land freie Wahlen mit einer Wahlbeteiligung von manchmal unter 60 % gibt?

Eine Diktatur kann, muss aber nicht, mit einer „Meinungsdiktatur“ anfangen. „Wenn jemand einen Beweis dafür braucht, dass wir in einer „Meinungsdiktatur“ leben, der möge sich auf einen öffentlichen Platz begeben und durch ein Megafon rufen:

„Ich bin Jäger, Waffenbesitzer, Sportschütze, Fleischesser, Raucher und Landwirt. Ich besitze einen Schweine- und einen Geflügelzuchtbetrieb und eine Nerzfarm. Meine Frau trägt einen Pelzmantel. Ich bin für die Kernkraft, gegen Mindestlöhne und für amerikanische Verhältnisse. Und George Bush finde ich echt prima.“

Ich hoffe, Sie können schnell genug laufen.“ So schreibt Carl Wiesenstädter in „Bis hierher und nicht weiter! Rote Karte für RAUVIEs.“

Es gibt Grundrechte und sogar ein Antidiskriminierungsgesetz in Deutschland. Sind Sie sicher, dass alle Bürger unseres Landes diese Rechte auch für Jäger gelten lassen wollen? Falls nicht, dann ist ein weiterer Vergleich mit der deutschen Geschichte zulässig, meine ich. Niemand möge mir entgegenhalten, es bestehe ja der große Unterschied, dass ich meine Meinung öffentlich sagen dürfe. Denn das durften unsere Väter 1933 auch.

Wie heißt es so schön: „Wehret den Anfängen!“ Wenn es mal nur Anfänge wären. Denn ich glaube, dass wir schon ziemlich weit „drin“ sind.

Herzlichen Glückwunsch an Herrn Hornung und an alle, die sich den Besorgnis erregenden Entwicklungen in den Weg stellen! Herr Hornung hat den Finger in eine Wunde gelegt. Das tut weh und natürlich heulen die Getroffenen auf. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass Herr Hornung etwas Falsches geschrieben hätte.

Wer 25 Jahre später “Montagsdemonstrationen” toll findet, aber Hier und Heute einem Chefredakteur verbieten will, seine Meinung zu sagen, der offenbart nicht nur ein merkwürdiges Demokratieverständnis, sondern auch ein fragwürdiges Geschichtsbewußtsein und eine sehr mangelhafte Sensibilität.

Wir alle sollten von jedem, und ganz besonders unseren Politikern, gelebte Demokratie einfordern und daran erinnern, dass Regierungen dem Volke zu dienen haben. Regierende sollten nicht Ideologien bedienen und durchsetzen wollen, und Chefredakteure dürfen nicht nur in Editorials schreiben, was ihnen auf dem Herzen brennt!

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8 Replies to “Warum Vergleiche mit der Geschichte erlaubt sein müssen!”

  1. Ich bin sehr besorgt über die Entwicklungen hier in Deutschland.
    Und manchmal fühle ich mich wie ohnmächtig wenn ich mich mit „sogenannten“ Normalbürgern ohne Fachwissen unterhalte und die ganzen Vorurteile gegen Jäger und Sportschützen höre.
    Leider überwiegt das Unwissen in unserer Gesellschaft und selbst die Politiker die sich mit bestimmten Themen befassen sind völlig unwissend.
    Leider schüren unsere Medien die Angst in der Bevölkerung und sorgen mit falschen Aussagen und irreführenden Meldungen und Beiträgen für weitere Vorurteile.
    Die Politik geht den völlig falschen Weg mit weiteren Verboten und strengeren Regelungen und sorgt so nur für das Aussterben des Schießsports und der Jagd (an beidem hängt auch eine nicht unerhebliche Industrie und Arbeitsplätze) .
    Als Reservist der die Zeitschrift Loyal des Reservistenverbandes erhält und hier die aktuelle Lage der Bundeswehr nachlesen kann, bin ich über den Zustand und die Ausstattung unserer Bundeswehr sehr besorgt.
    Die ganzen Einsparungen und Schließungen von Standorten sowie die schlechte Ausstattung (nur 4 Hubschrauber einsatzbereit, kein einsatzbereites Transportflugzeug -es musste ein ausländisches Transportflugzeug angemietet werden um Hilfstransporte nach Afrika zu fliegen-, nicht funktionsbereite Fregatten, Materiallieferung die sich um viele (!) Jahre verzögern und dann schon wieder völlig veraltet sind, usw. usw.) machen mir ehrlich gesagt Angst.
    Deutschland ist für einen „Ernstfall“ überhaupt nicht mehr gerüstet. Wie schnell ein „Ernstfall“ eintritt sieht man ja bei all den derzeitigen Kriegsschauplätzen auf der Welt……….
    Meine Ausführungen zur Bundeswehr nur als ein Beispiel (für viele mögliche Beispiele) für völlig verfehlte Politik die sich in der Zukunft rächen wird!
    Wenn wir erstmal den Schießsport und die Jagd abgeschafft und die betroffenen Personen endgültig als potenzielle Verbrecher und Kriminelle eingestuft und abgestempelt haben, wird uns (vielleicht) bewusst das wir die Demokratie hier in Deutschland abgeschafft haben.
    Das Recht auf Selbstverteidigung wurde ja bereits abgeschafft (dies erkennt man daran, dass sich betroffene Personen -also Opfer- vor Gericht verantworten müssen und verurteilt werden -vom Täter (Einbrecher, Vergewaltiger oder dergl.) angeklagt).
    Die freie Meinungsäußerung ist ja ebenfalls bereits abgeschafft (dies kann man sehr gut daran erkennen, dass man sich sehr gut überlegen muss welche Äußerungen man bei Arbeitskollegen oder Nachbarn macht und das hier bereits einige Stimmen gegen die (freien) Meinungen erhoben wurden -wie z. B. ein Beitrag mit dem Ruf nach dem Verfassungsschutz bezüglich dieser Meinungsplattform??!!).
    Die Politik, die Nachbarn, Kollegen und vor allem alle Weltverbesserer mischen sich in die Hobbys und das Privatleben der Leute ein………….
    Am schlimmsten sind die Politiker ohne Sach- und Fachverstand die Gesetze erlassen und sich ins Privatleben der Leute (mit immer weiteren Verboten, Verordnungen usw.) einmischen.

    Ich finde es sehr gut, dass sich eine Vereinigung (GRA) gebildet hat und sich endlich mal für unsere Rechte einsetzt und die Öffentlichkeit mit Fachwissen informiert!!!!

    Dies ist meine persönliche Meinung (die sei mir ja in einem demokratischen Staat gewährt).

  2. Wenn ich mir den Brief von Herrn Riechert und die zustimmenden Kommentare dieser Seite (und in so manchen Foren) so durchlese, frage ich mich, ob sich mal der Verfassungsschutz damit beschäftigen sollte….

    1. Im Gegensatz zu militanten Tierschützern, die Eigentumsrechte verletzen, in dem sie in Ställe einbrechen oder Tiere frei setzen bzw. den Tod von Menschen in Kauf nehmen, in dem sie Hochsitze ansägen bzw. zum Lynchmob aufrufen, in dem sie Agitation gegen Jäger veranstalten, halten wir das Grundgesetz und die Verfassung sehr hoch.

      Nur weil wir überbordende gesetzliche Regelungen bemängeln, bedeutet dies nicht, dass wir zu Verbrechen aufrufen.

      Nur die zuverlässigen Bürger halten sich an Gesetze, nicht die Kriminellen
      http://ef-magazin.de/2014/04/29/5265-legalwaffenbesitz-gewaltmonopol-und-selbstkontrolle

  3. Nicht schlecht, bis auf ein einziges Detail: Die Gesetzgebung geht die Jäger tatsächlich nur sekundär an, primär die Eigentümer jagdbarer Grundflächen. Und wenn die nichts tun, gibt ja genug Deppen unter den padchtenden Jägern, notfalls Ausländer mit deutschem Jagdschein, die das dann (vielleicht) machen (soviele gibts tatsächlich ja nicht, wie man dann benötigt….), stehen die Jäger alleine auf verlorenem Posten. Es scheint so, dass Grundrechte und Freiheit immer nur dann wichtig sind, wenn die Leute selber vom Staat bedroht werden. Trifft es andere, interessiert es nicht. Bis es zu spät ist. Es wäre allerhöchste Zeit, dass endlich ALLE Betroffenen an einem Strang ziehen. Maiswüstenerschaffer, sonstige Bauern und Grundstückseigentümer und Jäger, Fischer/Angler und Jagd- bzw. Fischereigenossen. Sonst werden wir noch viel mehr verlieren als immer nur einzelne Scheiben via Jagd- und Waffenrecht. Das kann uns alle dereinst nämlich sogar wieder mal das Leben kosten. Die Diktatur mit ihren „Umerziehungslägern“ kommt meist nicht mit einem einzigen Schritt, sie kommt in vielen kleinen Schritten. Einer davon ist der sogen. Zeitgeist…..

  4. Korrekt müsste man sagen: „Ich bin Jäger, Waffenbesitzer, Sportschütze, Fleischesser, Raucher und Landwirt. Ich besitze einen Schweine- und einen Geflügelzuchtbetrieb und eine Nerzfarm. Meine Frau trägt einen Pelzmantel. Ich bin für die NEUE Kernkraft (Generation 4), gegen Mindestlöhne und für die ALTEN amerikanischen Verhältnisse VOR 1913. Aber George Bush ist trotzdem scheisse“

    Ansonsten wird man sehr schnell getomatet.^^
    Molon Labe!

  5. Wir haben sie gerufen: doch haben wir vergessen woher sie kamen. Die Zeit vergißt so schnell, doch manchmal holt sie sie ein. Agati, Sex mit den eigenen Kindern. Der Abschied des Herrn Tritin. Alles Dinge von einem Tag. Das Vergessen geht so schnell. Fischer schickte uns in die ersten Auslandseisätze. Ich warte auf den Tag wo wir wieder gegen Rußland geschickt werden.
    Er ist wieder da, hat sich gut verkaufen lassen, Nur was? die Geschichte oder der Geist. Hatt er nur andere Farben?
    Es sind die Farben der Natur: braun und Grün. Aber was macht der Geist !
    Seit wach, hellwach!

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