Es war Juni im Jahr 1983. Knapp einen Monat vor meinem 11. Geburtstag war ich mit einem guten Freund und seinen Eltern im Urlaub auf einem Bauernhof im Bayerischen Wald. Wir zwei Jungs hatten dort einen riesen Spaß. Wir haben Reiten gelernt, haben dem Hufschmied und dem Landwirt bei der Arbeit zugesehen und durften ein wenig mithelfen. Sogar auf dem Traktor sind wir gefahren. Alles Erlebnisse an die ich mich noch Heute genau erinnern kann.
Aber an Ereignis in dieser Zeit kann ich mich ganz besonders erinnern: Auf einem Flohmarkt habe ich mir mein erstes Messer gekauft. Es war ein billiges Messer mit einer dünnen Blechklinge. Aber das hat mich nicht wirklich interessiert. Ich war stolz wie Oskar und konnte es bei unseren gemeinsamen Angelausflügen immer wieder verwenden. Egal wo wir hingegangen sind, ich hatte das Messer am Gürtel. Ob in der Gaststätte, beim Reiten oder beim Wandern. Es war immer dabei. Auf dem folgenden Foto kann man mir den Stolz ganz genau ansehen.
Mittlerweile habe ich das Messer natürlich nicht mehr, aber es war eine tolle Zeit, ein klasse Urlaub und vor allem ein unbeschwertes Leben als Kind.
Warum erzähle ich dieses persönliche Erlebnis aus meiner Kindheit? Nun, ich bin jetzt 40 Jahre alt und habe selber zwei Kinder. Zwei Jungs! Ich würde meinen Kindern gerne diese Art der Unbeschwertheit vermitteln. Ich würde meinen Jungs gerne dieselben Möglichkeiten bieten die ich als Kind hatte. Nachtwanderungen, mit den Messern am Gürtel. Ich möchte gerne meine Kinder allein in den Wald schicken, damit sie sich eine Festung oder ein Baumhaus bauen können. Aber der Gesetzgeber macht es mir nahezu unmöglich meinen Kindern dies zu vermitteln. Denn: ES IST VERBOTEN!
Aber ist aus mir ein schlechter Mensch geworden weil ich als fast 11 Jähriger ein feststehendes Messer mitgeführt habe? Ist aus Ihnen ein schlechter Mensch geworden, weil:
- Ihr Opa Ihnen das Schießen mit dem Luftgewehr im Garten beigebracht hat?
- Sie mit Erbsenpistolen und durchbohrten Faschingsrevolvern Räuber und Gendarm gespielt haben?
Kann es sein, dass Sie heute Verbote von legalen Schusswaffen fordern und einer der Ersten war, der einem Führverbot von Messern zugestimmt hat, Ihre Kindheit vergessen haben? Waren Sie nicht mit Ihren Freunden im Wald oder Feld und haben sich Höhlen gebaut, Festungen errichtet und Baumhäuser zusammengenagelt? Und hatten Sie kein Messer dabei, oder haben Sie das einfach vergessen? Fanden Sie es nicht klasse, zusammen mit Ihrem Opa mit Luftgewehr oder -pistole auf leere Konservendosen zu schießen? Was ist mit Ihnen passiert, dass Sie Ihre Kindheit und Jugend so vergessen haben, oder diese Zeit verdrängen?
Ich habe als Kind und Jugendlicher wichtige Erfahrungen sammeln können. Ich habe Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit potentiell gefährlichen Gegenständen gelernt. Natürlich habe auch ich als Kind viel Blödsinn im Kopf gehabt und bin dafür von meinen Eltern bestraft worden. Mit Silvesterböllern Briefkästen sprengen, mitten im Feld ein Lagerfeuer anzuzünden oder gegen einen Elektrozaun pinkeln. Aber ich habe durch alle diese Erfahrungen viel für mein Leben gelernt. Meinen Kindern wird dies verwehrt. Wenn Kinder mit Softairpistolen spielen – das sind nun mal die Erbsenpistolen von heute – kann ich als Vater froh sein, wenn Sie nicht die Polizei rufen.
Wir sind ein Volk von Bedenkenträgern geworden, die alles das, was uns als Kindern und Jugendlichen möglich war, unseren Kindern verbieten wollen. Und können wir es nicht selber verbieten, fordern wir dies von unseren Politikern. Unsere Kinder sollen so behütet aufwachsen, dass sie den Umgang mit Messern, Druckluftwaffen, oder Pfeil und Bogen nicht spielerisch lernen soll. Ich möchte meinen Kindern dies ermöglichen und geben, was ich auch als Kind machen durfte, kann es aber nicht, weil Sie dagegen sind.
Warum sind Sie dagegen? Was ist mit Ihnen passiert, dass Sie es meinen Kindern nicht gönnen wollen, Natur auf die gleiche Weise zu erforschen und dabei Verantwortung zu erfahren, wie Sie und ich es durften und auch taten? Denken Sie bitte ein wenig darüber nach und schauen Sie sich dabei die Bilder von mir an – wie stolz ich bin. Und aus mir ist kein böser Mensch geworden.
Aus mir wurde ein verantwortungsvoller Vater und Ehemann, der seiner Arbeit nachgeht und als Hobby gerne auf dem Schießstand ein paar Löcher in Papier schießt und das auch weiterhin machen möchte.
Es gibt keinen Grund für weitere Verbote oder Verschärfungen im Waffenrecht. Ganz im Gegenteil. Wir sind es unseren Kindern schuldig ihnen das bieten zu können, was wir als Kinder auch durften und konnten. Bitte denken Sie einmal selbstkritisch darüber nach, bevor Sie weitere Verbote oder Verschärfungen einfordern.