Ein Kommentar von Alexander Benesch.
Ich habe selten so viel widersprüchlichen Unsinn gesehen wie in der Markus-Lanz-Sendung vom 15. Mai zum Thema Waffenrecht. Schon von vorneherein wird wieder mit der Auswahl der Gäste manipuliert. Wir kennen die Masche bereits aus anderen “Debattier”-Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen: Eine unbequeme Meinung, wie etwa zum Euro, darf nur von einer Person vertreten werden, die dann alle weiteren Gäste plus den Moderator gegen sich hat.
Katja Triebel saß bereits vor einer Weile im Zug zum Studio, bekam plötzlich einen Anruf der ihr mitteilte, das Ganze würde verschoben. Man brauchte allem Anschein nach mehr Zeit, um andere Gäste heranzuschaffen die keine Ahnung, aber eine Agenda haben. Wenn ich für diese Dreistigkeit meine GEZ-Zwangsgebühren nicht zahlen und die Behördenpost ignorieren würde, kämen irgendwann bewaffnete Beamte um mich davonzuzerren.
Trotzdem darf ich mir anhören, wie ein schmieriger, überbezahlter Moderator und Selbstdarsteller sich elementar widerspricht, wie ein Promi-Anwalt mit Luxusuhr die gesetzestreuen Menschen entwaffnen will und wie die Freundin eines Winnenden-Opfers argumentiert, als wäre sie 14 Jahre alt. Dann hatte man noch den Autor, der über Soldaten und den Krieg redet und eine dicke Künstlerin. Die Leitlinie von Lanz (und wohl auch dem ZDF): In den USA würden verrückte Gesetze gelten, in Deutschland sei es viel besser, es müsste aber bei uns noch viel restriktiver werden.
Der Irrsinn beginnt.
Katja Triebel wird korrekterweise als “Waffenhändlerin” vorgestellt, der Nachgeschmack soll im Publikum nachhallen, sie verdiene am Tod und der Gefahr. Eigentlich verdient der Anwalt, der zu Gast ist, am Tod und an der Gefahr, aber das erwähnt keiner. Der kassiert wohl jenseits von 400 € pro Stunde, indem er “Opfer” vertritt. So verdient man sich die Luxusuhr am Handgelenk.
Frau Triebel stellt sich nicht auf die Seite des Hausebesitzers aus Montana, der auf einen einbrechenden 17-jährigen Austauschschüler aus Deutschland geschossen hatte und erklärt, warum das US-Recht eben doch nicht verrückt ist, sondern große Ähnlichkeiten mit dem deutschen Recht hat. “Recht muss dem Unrecht nicht weichen.” Allerdings muss die Verhältnismäßigkeit gegeben sein. Ist das nicht der Fall, wird der Schütze eben angeklagt. Sie vergisst, dem Publikum ein anschaulicheres Gegenbeispiel zu nennen, wo gefährliche maskierte Einbrecher sich Zutritt zu einer Behausung verschaffen und der Bewohner sich verteidigen muss, bis irgendwann einmal die Polizei eintrifft.
Lanz merkt, dass er das Argument verliert und würgt Triebel an der Stelle ab. Man wolle sich “jetzt nicht im juristischen Klein-Klein verlieren…”
Triebel legt nach, und erklärt Lanz und jedem anderen, der eine Meinung aber keine Ahnung hat von dem Thema, dass in Deutschland nur derjenige legal eine Waffe bekommt, der in einer abgelegten Sachkundeprüfung sein Wissen über die Rechtslage zur Notwehr nachgewiesen hat. Außerdem wird auf Zuverlässigkeit geprüft, worüber später noch ein unsinniger Streit entbrennt. Triebel wird um Zahlen gebeten: 1,5 Millionen Waffenbesitzer in Deutschland haben rund 5,5 Millionen registrierte Waffen. Dazu kommen bis zu schätzungsweise 30 Millionen weitere Waffen, denn vor 1972 konnte man Waffen ohne Registrierung kaufen bei Neckermann und Otto. Lanz hatte offensichtlich davon keinen blassen Schimmer, der Punkt geht an Triebel. Wer im Publikum online nachschaut, ob das mit den Katalogen und der fehlenden Registrierung stimmt, findet die Fakten.
Der versnobte Anwalt mit Drillschnauzer, der am Elend der Leute reichlich verdient, probiert es mit dem Klassiker und will auf Nummer sicher gehen: In den USA gebe es doch pro Jahr soviele Schusswaffentote. Triebel kontert: Texas ist sicherer als Kalifornien, letzteres mit Deutschland vergleichbar. Was fehlt ist der Hintergrund zu den immer wieder hochgehaltenen manipulativen Statistiken. Lanz will wieder verhindern, dass Triebel Fakten auflistet, er will wieder “weggehen von dem Klein-Klein und den Gesetzen.”
Sie hätte gesagt, dass Waffen die Psyche verändern. Dafür soll sie sich erklären. Sie nimmt das Beispiel vom Pfefferspray, dass sie immer zur Disko mitgenommen hat. Verfügt man über eine Waffe, hat man eine andere Einstellung, ist bereit sich zu verteidigen. Was fehlt: Das sicherere Auftreten schreckt Täter ab, die suchen sich leichtere Opfer. Sie erklärt außerdem, kein Führen von Schusswaffen auf der Straße zu befürworten. In manchen Bundesstaaten der USA oder in der tschechischen Republik gibt es aber sehr wohl erfolgreich Sondererlaubnisse für das verdeckte Tragen. Für diese ist eine genaue Hintergrundprüfung erforderlich. Angesichts der Datensammelwut der US-Behörden kann man sich vorstellen, wie gründlich sowas ist.
Triebel vergisst, dass in Deutschland Pfefferspray nur als Hundeabwehr zugelassen ist und man es nicht einmal zu einer Disko oder einem Volksfest mit sich führen darf. Das Recht im Hinblick auf Messer (die Wunden erzeugen die oft gefährlicher als die von Schusswaffen sind) ist noch viel konfuser. Im Prinzip darf man in Deutschland nur Opfer sein. Der Anwalt erklärt darauf hin, er würde niemandem empfehlen, erhebliche Gegenwehr zu leisten. Er selbst würde auf der Straße weglaufen. Er erklärt nicht, was er tun würde, wenn Profi-Einbrecher in seine Luxuswohnung oder seine Villa oder vielleicht in sein Boot eindringen, um die Tresorkombination aus ihm herauszufoltern, während die Polizei zuwenig Beamte im Dienst hat, um schnell zu reagieren. Auf dem Land ist es noch schlimmer, die Polizei noch dünner besetzt. Die Polizei kann nicht zaubern. Wenn Zuhause noch die Familie ist, kann man auch nicht so einfach davonlaufen. Ich stelle mir gerade vor, wie der Anwalt in Designer-Unterwäsche nachts schreiend durch die Straßen rennt.
Lanz fragt Triebel, warum sie eine Waffe in jedem (rechtschaffenen) Haushalt befürwortet. Sie erklärt, als Jägerstochter begriff sie Waffen immer als Werkzeug, kein Machtinstrument. Bevor sie genauer darauf eingehen kann, dass polizeilich geprüfte Legalwaffenbesitzer ihre Rechte verteidigen können, platzt Lanz dazwischen und meint im Ernst, er verstehe nicht wie man unterscheiden könne zwischen einem guten Waffenbesitzer und einem schlechten.
Triebel spricht von den harschen Überprüfungen der Zuverlässigkeit, wie selbst der Verfassungsschutz prüfen will, wie Studien zeigen, dass im Schnitt Legalwaffenbesitzer psychisch gesünder sind. Der Anwalt wirft ein, dass man ja als Vorbestrafter auch eine Erlaubnis bekäme. Niemand stellt klar, dass Straftaten mit einem Jahr Haftstrafe zehn Jahre zurückliegen müssen und man dazwischen wie ein Chorknabe gelebt haben muss.
Lanz stellt sich absichtlich dumm, streitet ab dass man die Zuverlässigkeit eines Menschen überprüfen könne. Diesen himmelschreiende Unsinn hätte er sofort zurücknehmen müssen. Wer Polizist oder Soldat werden will, der wird ganz genau auf Zuverlässigkeit geprüft: Polizeiliches Führungszeugnis, politische Haltungen, Umfeld, schulische und andere Ausbildungen. Wird man zur Ausbildung nach zahlreichen Überprüfungen zugelassen, wird man nch viel mehr geprüft. Ist man dann irgendwann ausgebildet, wird man den Rest seiner Karriere weiterhin auf Zuverlässigkeit geprüft.
Will man Legalwaffenbesitzer werden, wird man geprüft auf mögliche Vorstrafen und andere Einträge, man wird geprüft ob man die Gesetze und das Fachwissen kennt, man wird im Verein ständig auf Zuverlässigkeit überprüft, man kann jederzeit einen Besuch von einem Prüfer bekommen, der sich anschaut, ob man Zuhause seine Waffen ordnungsgemäß lagert. Die Behörde kann jederzeit nachprüfen, ob die Zuverlässigkeit noch gewährleistet ist.
All das fällt unter den Tisch, Triebel wird abgewürgt, als sie zu argumentieren beginnt, sie würde nicht stehlen oder andere kriminelle Handlungen begehen. Eine Waffe zu haben, macht jemanden nicht zum Kriminellen.
Dann kommt der große Auftritt der Freundin eines Winnenden-Opfers. Sie soll die Debatte auf die emotionale Schiene bringen, weg von dem “juristischen Klein-Klein”. Sie ist dafür genau richtig, denn sie argumentiert trotz Erwachsenenalters leider wie eine 14-jährige. Sie ist ganz klar von einer schrecklichen Tragödie betroffen. Allerdings passieren jeden Tag überall Tragödien und die Welt dreht sich nicht um einen einzigen Fall. Über die unzähligen Verbrechen, die mit Hilfe von Schusswaffen verhindert werden, wird geschwiegen.
Für Carolin Schneider ist es ein “Schlag ins Gesicht”, dass überhaubt einer von den Gästen für das Recht plädiert, dass rechtschaffene geprüfte Bürger ihre Waffen Zuhause haben dürfen. Für den Diskussionsgast Schneider darf es eigentlich gar keine Diskussion geben. Sie ist ja Betroffene. Also ist für sie der Fall erledigt. Recht und Statistiken und Fachmeinungen interessieren sie anscheinend nicht. Es gibt sehr starken Applaus. Allerdings darf man nicht vergessen, wie das in einem TV-Studio funktioniert: Es gibt spezielle Anheizer, die vor der Aufzeichnung dem bezahlten Publikum eindrillen, wann sie wie lange auf Handzeichen hin klatschen sollen.
“Wenn es keine Waffen in Privathaushalten gegeben hätte, wäre der Amoklauf nicht passiert.”
Nach dieser Kinderlogik dürfte kein Mensch jemals mehr ein Auto fahren, der einmal zu schnell geblitzt wurde. Schließlich könnte der ja irgendwann auf der Autobahn eine Massenkarambolage verursachen. Dann nimmt man einen Betroffenen von einer Massenkarambolage her, stellt ihn vor die Kameras und lässt ihn sagen: “Wenn es restriktivere Verkehrsgesetze gegeben hätte, wäre der Crash nicht passiert.” Man müsste auch Alkohol, Zigaretten und Junkfood verbieten. Die töten schließlich pro Jahr hunderttausende Menschen in Deutschland. Also her mit der Prohibition? Wer soll die durchsetzen? Bewaffnete Beamte gegen bewaffnete Schmuggler? Wer verhinder, dass Menschen eigene Waffen bauen? Die neue Gestapo oder Stasi? Ein Schwachsinn sondergleichen.
Schneider entlarvt ihre irrationale Haltung mit dem unsinnigen Argument, sie nehme ja schließlich auch ihr Pferd als Sportgerät nicht nach Hause mit und das Pferd kann ja niemanden töten. Also dürften Sportschützen ihre Waffen auch nicht nach Hause mitnehmen. Wer tatsächlich so psychisch krank ist, um einen Amoklauf begehen zu wollen, der kauft sich dann halt vom Schwarzmarkt, oder bastelt sich selber oder wählt eine andere Waffe.
Lanz versucht im Ernst, sie zum Heulen zu bringen. Dann hätte er wohl in den Augen des Publikums gewonnen. Er redet auch ständig vom “Führen” von Waffen und zeigt, er weiß eigentlich nichts. Er fragt den absoluten Laien, die junge Schneider, wie sie denn mit ihrem Umfeld die Rechtslage diskutiert hätte. Sie erklärt: Wir diskutieren das nicht. Das muss man gar nicht.
Aha, dann lassen wir es doch gleich in diesem Land mit allen Paragraphen und Gesetzen bleiben. Richten wir uns doch nach Emotionen und den Meinungen von Kindern. Sie habe Pfefferspray, für die Straße. Das reicht ihr. Weiß sie, dass sie kein Pfefferspray zum Volksfest oder zur Disko mitnehmen darf? Es kann nämlich das Führen von Tierabwehrsprays bei Versammlungen, die unter das Versammlungsgesetz fallen, sowie auf dem Weg dorthin oder zurück, als Verstoß gegen das Waffenverbot geahndet werden. Hat sie etwa selbst schon das Gesetz gebrochen? Weiß sie, dass sie sich eigentlich nicht wehren darf in diesem Land? Was wenn der Angreifer selber Pfefferspray hat oder ein Messer? Oder es zwei Angreifer aus zwei Richtungen sind? Die Dame wirkt, als könne sie keine Gegenwehr leisten, ohne Schusswaffe.
Was wäre, wenn sie die Betroffene eines anderen Verbrechens wäre, etwa ein bewaffneter Einbruch oder ein irrer Amokläufer mit einer Machete wie etwa ein Lehrer in Südafrika oder ein Mann mit Machete in Indonesien der 18 Menschen tötete? Was würde die junge Dame dann diskutieren wollen und was nicht? Wir haben noch gar nicht angefangen mit der Tatsache, dass der größte Killer im 20. Jahrhundert Regierungen waren. Niemand kommt da ran. Weshalb sollen dann nur Regierungen bewaffnet sein?
Triebel wirkt dagegen wie die vernünftige, ältere Mutter. Schneider wirkt wie die linksgrüne Abiturientin, die fälschlicherweise glaubt, dass sie die ganze Welt versteht und alles weiß. Dann schießt sich die junge Dame endgültig ins Aus: Waffen seien “nicht gemacht, um sich zu verteidigen, sondern um zu morden.” Wir sind endgültig im Kindergarten angelangt.
Sind jetzt die Polizei, das SEK, die GSG-9 und die Bundeswehr allesamt Berufsmörder, nur weil sie an der Waffe ausgebildet sind und welche tragen? Sind alle Deutschen, die bei der Bundeswehr ihren Wehrdienst geleistet haben, ausgebildete Mörder? Kann man denn nicht mit Hilfe einer Schusswaffe Täter stellen und verteidigen? Leugnet Schneider als nächstes noch, dass der Himmel blau ist? Keiner traut sich natürlich, ihre absurden Aussagen zurechtzurücken. Denn sie ist ja jung, weiblich und vor allem Betroffene. Deshalb darf sie politische Forderungen mit Hilfe von GEZ-Zwangsgebühren im Fernsehen stellen, die unzählige anständige Menschen entwaffnen und damit gefährden würden. Herzlichen Dank.
Lanz versucht wieder, sie zum Heulen zu bringen, schafft es aber nicht.
Der Anwalt schaltet sich dazwischen und beschwert sich über die untätige Politik. Man “dürfe nicht argumentieren, Verrückte würden ohne Schusswaffen auf andere Werkzeuge zurückgreifen wie Messer”.
Wie war das noch gleich mit Amokläufern weltweit mit Macheten? Die schaffen auch ihre rund 20 Opfer bevor endlich die Polizei sie mit Hilfe von Schusswaffen stoppt. Wie läuft das denn in Afrika, wo Leute sich nicht mal die alten Ostblock-Gewehre leisten können? Die nehmen Macheten, die oft aus alten Blech gefertigt wurden.
Das junge Schneiderlein sagt, sie mache keine Politik, stellt aber politische Forderungen. Sie wäre eine ideale linksgrüne Politikerin. Die rund 60 Millionen elendig verreckten Chinesen unter Mao hatten auch keine Waffen. Aber wer schert sich schon um ein vollständigeres Bild? Für das junge Pferde reitende Mädchen ist der Fall doch klar, eine Diskussion braucht man nicht führen. Waffen gehören nur in Regierungshände, nur deren Zuverlässigkeit könne man prüfen. Linksgrüne Politiker dürfen dann natürlich noch die Bundeswehr befehligen, also gleich Panzer und Raketen, denn die Politiker kann man ja so wunderbar auf ihre Zuverlässigkeit prüfen.
Laut einem neuen Amnesty-Bericht wird in 140 Ländern der Welt routinemäßig gefoltert von Regierungsbeamten. Soll sich irgendein Mensch foltern und falsch beschuldigen lassen? Soll derjenige an Gandhi denken und an seine Religion, während jemand ihn mit kochendem Wasser übergießt? Hauptsache, die junge Dame lebt sicher in ihrer deutschen Blase mit Voltaikanlagen auf dem Dach, Volkswagen in der Garage und Pferd im Stall.
Schließlich kommt der alte Wolf Schneider mit seinem Buch “Der Soldat”. In den Köpfen der Zuschauer fangen schon wieder die Assoziierungen an zwischen Sportschützen und Nazis. Wer hatte nochmal gegen die Nazis gekämpft? Ach ja, andere Nationen. Mit was? Genau, mit Waffen.
Lanz schießt sich bei Minute 39 voll ins Knie als er sagt, man könne ja einen bösen Hooligan nicht mit einem verantwortungsbewussten Soldat vergleichen. Der gute Soldat “schaut, wo kann er deeskalieren.” Wie bitte? Vorher sagte Lanz noch zu Triebel, er begreift nicht, dass es man unterscheiden könne zwischen guten Waffenbesitzern und schlechten und er begreife nicht, wie man jemandes Zuverlässigkeit überprüfen könne. Laut Schneider sind Waffen nicht zum Verteidigen da.
Es geht ewig weiter mit dem alten Autor, dann kommt noch die Pop-Künstlerin und dann ist es vorbei.
Ich will mein GEZ-Geld zurück. Und nicht nur IPSC schießen dürfen wir in diesem Land, sondern auch Kurse belegen für defensives Schießen.