Schlechte Nachrichten sind die besten Nachrichten

Trauer und Angst – und wie man sie am Besten zu seinem Vorteil nutzen kann.

Jedes Mal, wenn eine Katastrophe – gleich welcher Art – durch die Presse geistert, melden sich sofort Dutzende von „Experten“ zu Wort, die das natürlich schon lange vorhergesehen haben, bisher leider immer ignoriert und verlacht wurden und sich nun genötigt sehen, dies der Weltöffentlichkeit mitzuteilen. So natürlich auch im jüngsten Fall, dem tragischen Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris.

Und natürlich geht es keine zwei Tage nach dem Anschlag auch mal wieder gegen Besitzer von legal registrierten Schusswaffen.

Die Zeitung „Die Welt“ titelt ihren Artikel „Angst vor Dschihadisten aus dem Schützenverein“ und stellt darin die These auf:

Lange machten sich die Fahnder in Deutschland wegen möglicher Sprengstoffanschläge Sorgen. Der blutige Anschlag in Paris zeigt: Terroristen mit Schusswaffen sind nicht minder gefährlich.

Mit dem Titel des Artikels möchte die WELT wohl andeuten, dass in Schützenvereinen die nächste Generation von Terroristen ausgebildet wird. Auch die Jägerschaft fördert, nach Meinung der WELT, mit ihren Lehrgängen zum Jagdschein nur den einfachen und legalen Zugang von bösen Buben zu diesen fiesen Terror-Waffen wie „Sturmgewehren“ und „Raketenwerfern“. Das Jäger weder mit Sturmgewehren noch Granatwerfern zur Jagd gehen, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Der dargestellte Fall, das ein gewisser Max P., der nach bestandenem Jagdschein in die Türkei ausgereist ist und nun möglicherweise ein Gotteskämpfer ist – allerdings ohne, dass er eine passende Waffe erworben und mitgenommen hätte, bleibt bisher ein absoluter Einzelfall.

Dass sich diese Art von Waffen wohl eher bei Militär und Polizei finden lassen, führt dann zu der These, dass diese Organisationen bestimmt auch schon von Terror- Kandidaten unterwandert sind. Den ein Deutsch-Türke namens Koray D. aus Wülfrath lernte ja bei der Bundeswehr den Umgang mit Waffen, war in einem Schützenverein und hat sich auch mal erfolglos bei der Polizei beworben. In absoluter Unkenntnis der Sach- und Gesetzeslage schreibt die Welt:

„Was Dschihadisten mit Waffenschein (oder jedenfalls Waffenausbildung) anrichten können, das zeigt auf schreckliche Weise das Attentat auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ am Mittwoch in Paris.“

Glaubt die Zeitung wirklich, dass ein wegen Raub, Drogendelikten und auch unerlaubten Waffenbesitzes vorbestrafter Mann in Deutschland auf legale Weise über einen Verein an scharfe Schusswaffen gelangen könnte? Wurde in diesen Artikel eine einzige Minute Recherche investiert? Wohl eher nicht. Oder der Redakteur ignoriert die Fakten bewusst, um eine schlechtes Licht auf den Schießsport zu werfen. Was ist wahrscheinlicher?

Fakt ist, dass ein absolut einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis in Deutschland zu den Grundvoraussetzungen für den Erwerb einer waffenrechtlichen Erlaubnis bildet.

Diese Waffenbesitzkarte, im Artikel fälschlich als „Waffenschein“ bezeichnet, wird erst nach bestandenem Sachkundelehrgang durch eine berechtigte Organisation, die in der Regel ein schießsportlicher Verband ist, einer mindestens einjährigen Wartezeit und einer Befürwortung des lokalen Vereins, sowie des Verbandes, erteilt. Diese Waffenbesitzkarte (WBK) berechtigt dann zum bloßen Besitz einer Waffe. Der Erwerb einer speziellen Waffe, z.B. eines Gewehrs oder einer Pistole, muss dann wiederum einzeln bei Verein, Verband und schließlich wieder bei der zuständigen Behörde beantragt, geprüft und genehmigt werden. Eine Genehmigung zum Tragen der Waffe in der Öffentlichkeit ist darin dann keinesfalls enthalten. Ein Sportschütze darf nur auf einem öffentlichen Schießstand damit schießen. Nicht Zuhause und auch nicht in der Öffentlichkeit.

Diesen Aufwand wird kein angehender Terrorist treiben, wenn man eine Waffe viel leichter illegal besorgen kann.

Warum also die Erwähnung der Vereine und der Jägerschaft im Artikel? Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung dazu. Den erwähnten „Waffenschein“ gibt es übrigens wirklich. Er wird nur für besonders gefährdete Personen ausgestellt. Wenn sie nun an Bankbeamte, Juweliere, Gerichtsvollzieher oder Privatdetektive denken, muss ich sie enttäuschen. Diese Berufsgruppen sind nicht ausreichend gefährdet genug, um eine solche Erlaubnis zu erhalten. Die meisten Inhaber sind Politiker, Juristen oder Bodyguards. Vielleicht können ja die Redakteure eines Satiremagazins in Zukunft auch einen solchen Antrag erfolgreich einreichen – ein neues Argument dazu haben sie ja nun gefunden.

Nun ist mir doch noch der Gedanke gekommen, was ich nun persönlich als Konsequenz dieses Ereignisses fordern möchte: Ich möchte, dass außer der berechtigten Anteilnahme gegenüber den Opfern dieser feigen Morde und der bereits erfolgten Bestrafung der Attentäter, diese Aktion ohne jede weitere Reaktion oder Veränderung in der Gesellschaft bleibt. Und, dass diese Männer keine Helden für irgendjemand werden, sondern binnen Wochen von der Welt vergessen sind. Dann würden diese Männer bekommen was ihnen zusteht: nichts. Und, da es mit der Gehaltserhöhung ja nun leider nichts wird, gehe ich mir jetzt einen Döner kaufen…

Quellen

Artikel der WELT:
Angst vor Dschihadisten aus dem Schützenverein

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7 Replies to “Schlechte Nachrichten sind die besten Nachrichten”

  1. In der Tat kann man mit Nachrichten über ein Übel gute Treffer laden obschon diese Welt wahrlich extrem verwirrend ist. Da stürzt ein Flugzeug an und 150 Menschen sind tot. Wird die Nachricht ein Renner kannst du erleben das Kanzler und König sogar ihren Tagesablauf ändern. Im gleichen Atemzug hast du andere Meldung wo es zum beispiel weit mehr Opfer gab aber das scheint niemand zu interessieren. Fast zeitgleich zum aktuellen Absturz in Frankreich hatten wir eine Meldung über hunderte Kinder und Frauen die vom Terror als Geisel genommen wurde. Was meinst du was die Opfer gerade jetzt durchlaufen ? Aber sowas wurde kein Renner und scheinbar niemand interessiert es und kein Kanzler und kein König änderte deshalb sein Tagesablauf.

    Wir könnten auch zeitgleich über 1000 Kinder berichten die am gleichen Tag wie der Absturz gestorben sind weil sie unreines Wasser tranken aber der Anklang dazu gestaltet sich auf minimaler Ebene.

    Wie will man sich sowas erklären ?

    Die Welt entwickelt sich in erstaunliche Richtungen die man eher mit einer Art von Chaos vergleichen kann. Man hat den Anschein das die Welt nicht mehr weis wo sie wirklich hin rennt. Eine bekannte Kaffee Limonade machte da mal eine Werbung das es mehr Kuscheltiere als Panzer gäbe usw. usw.

    In der tat bekommen Videos über den lachenden Kater oder den kotzenden Hunde beste Zuläufe. Kannst du sowas verstehen wenn du auf der anderen Seite eine Flut an Meldungen hast nebst Video usw. wo wahrzunehmen ist wie Menschen auf oft grausige Art sterben ?

    Eine schon kaputte Welt könnte man zu all dem sagen….

  2. Wundert euch diese Berichterstattung denn wirklich?

    Die Welt ist Bestandteil dessen, was man „Lügenpresse“ nennt. Sie lügen tag ein und tag aus. Sie lügt uns dreist an, wenn es um Waffen geht, sie lügt uns dreist an, wenn es um Weltpolitik geht (z.B. Ukraine). Die Welt ist Teil des Journalisten-Netzwerks, das Eng mit Lobbygruppen wie der Atlantikbrücke, u.a. verbandelt ist. Kritische Berichterstattung: Fehlanzeige.

    Hieß es damals zwischen Adel und Klerus „Ich halt sie arm, halt du sie dumm.“, so haben die Rolle von Adel und Klerus heute die Parteien und die ihnen unterthane Lügenpresse eingenommen.

    Einen Vorteil hat aber diese Verlogenheit: sie ist so offensichtlich, dass immer weniger Menschen der Lügenpresse glauben schenken. Zum Menetekel wurde wohl die Berichterstattung über die Ukraine-Krise. Aber das hat Auswirkung auf die Glaubwürdigkeit der Lügenpresse insgesamt. Die Glaubwürdigkeit ist vollkommen dahin.

  3. Ich denke mal, daß hier wie auch schon bei dem schrecklichen Attentat auf Utoya, fanatische Legalwaffengegner die Opfer der Anschläge für die Durchsetzung ihrer unfreiheitliche Ideologie missbrauchen, um diese Ideologie mit ihrer üblichen Suppe, zusammengerührt aus Emotionen, Lügen und Tatsachenverdrehungen zu propagieren.

  4. @ Volker Seitz

    Das ist eher weniger der weit verbreiteten Unkenntnis geschuldet, als einem mehr oder weniger organisierten Vorgehen das auch in Netzwerken wie „linked in“ abgestimmt wird.

    Betrachten Sie die Fülle und den wellenartigen Charakter solcher Kampagnen. Darin ist das Ziel offenkundig nie eine sachbezogene Berichterstattung, sondern Stimmungsmache mit einer Fülle wahrheitswidriger Behauptungen.

    Solche Lügenmärchen gehören eigentlich vor den Presserat und Satz für Satz öffentlich widerlegt.

    1. Um den letzten Satz aufzugreifen – – warum macht es denn keiner?
      Die ganze Waffendiskussion ist voller „könnte, müßte, sollte, man wir, eigentlich“.
      Zugegeben – ich kann so was nicht – aber irgendwo müßte (da ist es wieder) es doch unter den vielen LWB derartige Fachleute geben.

  5. Nun ja, ich bin ebenfalls Waffenbesitzer und es scheint mir so langsam, dass ich es sein muss, der im Kopf nicht mehr ganz dicht ist.
    Ich komme mit dem unqualifizierten für mich äußerst dummen Geschwätz einer Mehrheit von
    Journalisten und Politikern einfach nicht mehr zurecht und ich frage mich wann ich durchdrehe und in Agonie verfalle!
    Wie können unsere Weltverguterer eigentlich so blöd sein, es ist unglaublich!

    Deppen, nichts als Deppen!

  6. Sehr treffender Beitrag !

    Ich bin auch ein Experte, in vielen Lebenslagen. Doch mich fragt keiner.

    Achja richtig, ich habe das falsche Parteibuch und bin Waffenbesitzer 🙁

    Dumm gelaufen…

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