Über den Tellerrand: Interview mit Vorstandsmitglied von ROMB (RKBA Organisation in Polen)

ROMB LogoDie Zusammenarbeit der europäischen Waffenlobby-Organisationen ist unerlässlich, da viele Gesetzesinitiativen heute von der EU ausgehen. Die GRA bat den zweiten Vorsitzenden des polnischen ROMB (Ruch Obywatelski Milosnikow Bronidt. Bürgerbewegung der Waffenfreunde) um ein Interview.

German Rifle Association:
Sie sind ein Vorstandsmitglied des ROMB. Welches Hauptziel verfolgt die Organisation?

Andrzej Turczyn:
Polen ist ein Land, das über Jahrzehnte von Kommunisten regiert wurde. Die Kommunisten tolerierten keine Freiheit, das bezieht sich auch auf den Waffenbesitz. Bis zum Jahr 2011 verbot praktisch das polnische Waffengesetz den gesetzestreuen Bürgern den Waffenbesitz. Erst Anfang 2011 erfolgte eine wesentliche Änderung des Waffengesetzes. Ab dem Moment wurden Waffen als ein Teil einer demokratischen Gesellschaft angesehen.

Zu diesem Zeitpunkt entstand ROMB. ROMB ist eine Organisation, deren Hauptziele einerseits klare Regeln für den Waffenbesitz in Polen sind und andererseits Sorge dafür zu tragen, dass die Waffenbesitzer positiv von der Gesellschaft wahrgenommen werden.

ROMB wurde als ein gesellschaftlicher Wächter gegründet, um darüber zu wachen, dass die Polizei das Gesetz beachtet.

Unser Verein hatte in den Jahren 2011 und 2012 sehr viel Arbeit. Trotz der Erleichterungen im Waffengesetz blieb die Polizei bei ihren alten Praktiken und versagte regelmäßig die Erlaubnisse zum Waffenerwerb.

Ich weiß, dass es schwer zu glauben ist, dass die Behörden die Gesetzesänderungen missachteten, aber es war wirklich so. Wir mussten uns sehr anstrengen, um die Polizei dazu zu zwingen, das neue Gesetz anzuwenden. Das oberste Verwaltungsgericht gab in einem Urteil vom Juni 2013 den Bürgern recht und seit dem ist es damit besser geworden.

Jetzt versuchen wir die positiven Seiten des Waffenbesitzes als Jagd, Schießsport, Waffensammeln oder Reenactment darzustellen. Unser gegenwärtiges Ziel ist es die Waffenkultur in Polen wieder aufzubauen. Polen hat eine lange Geschichte, eine Geschichte, die mit dem Waffenbesitz verbunden ist. Das haben die Kommunisten vernichtet und wir müssen es wieder aufbauen.

In Polen gibt es ein großes Interesse bezüglich des Waffenbesitzes, wir unterstützen alle Initiativen, die sich für den Waffenbesitz durch gesetzestreue Bürger aussprechen.

German Rifle Association:
In diesem Jahr haben Sie dem Ministerpräsident, Herrn Donald Tusk einen Gesetzesentwurf zur Änderung des Notwehrrechts in Polen eingereicht. Bitte erklären Sie unseren deutschen Lesern, um was es in diesem Gesetzesentwurf geht?

Andrzej Turczyn:
Als zweiter Vorstand von ROMB erarbeitete ich ein Projekt zur Änderung des Waffengesetzes. Das Projekt überreichte ich Herrn Ministerpräsident Donald Tusk. Eine Antwort darauf bekam ich bis heute nicht.

Das Projekt beruht auf dem Vorschlag des Waffenbesitzes für die Zwecke des Selbstschutzes zu Hause anzuerkennen. Ich schlug vor, das Waffengesetz so abzuändern, dass eine neue Bedürfniskategorie für den Waffenerwerb zwecks des Selbstschutzes in den eigenen Wohnräumen entsteht.

Diese Änderung würde keinen uneingeschränkten Zugang zu Schusswaffen erlauben, das ist nicht mein Ziel. Derjenige, der so eine Erlaubnis erhalten wollte, müsse auch alle bisherigen Kriterien des Waffengesetzes erfüllen. Es sind im Einzelnen: das Mindestalter von 21 Jahren, Zuverlässigkeit und keine psychischen Störungen.

Wichtig ist auch, dass jeder, der so eine Erlaubnis erhalten möchte, eine Sachkundeprüfung zu bestehen hat. Ich schlug vor, dass eine Erwerbserlaubnis für den Selbstschutz diejenigen erhalten, die einen Rechtstitel bezüglich einer Wohnung, eines Einfamilienhauses oder einer anderen Lokalität aufweisen können, die für Wohnzwecke genutzt werden kann.

Eine Waffe, die für die Zwecke des Selbstschutzes beschafft wurde, dürfte auch außerhalb der eigenen vier Wände genutzt werden. Es wäre möglich diese Waffe auf dem Schießstand zu benutzen, um die eigenen Schießfähigkeiten zu perfektionieren.

Die Idee für die Entstehung einer derartigen Bedürfniskategorie entstand im polnischen Parlament (Sejm) im Jahr 2010. Ich entschied mich diese Idee der Abgeordneten aufzugreifen, um mein Projekt zu erarbeiten. Das Projekt traf auf ein großes Interesse bei der Bevölkerung. Es sind viele Beiträge darüber im Internet entstanden. Unsere Nachbarn, die Deutschen fingen an sich auch dafür zu interessieren, aber die polnische Regierung zeigte bislang kein Interesse daran.

German Rifle Association:
Wer Ihrer Meinung nach sollte einen Zugang zu Schusswaffen erhalten?

Andrzej Turczyn:
Ich bin der Meinung, dass Schusswaffen für gesetzestreue und psychisch gesunde Polen zugänglich sein sollten. Wer eine Waffe haben will, nicht vorbestraft ist und keine psychischen Probleme hat, der sollte die Möglichkeit haben eine Erlaubnis zum Schusswaffenerwerb für sportliche, freizeitliche Zwecke und zum Zwecke des Aufbaus einer Waffensammlung erhalten. Natürlich bilden auch die Jäger eine große Gruppe von Waffenbesitzern.

Als zweiter Vorsitzender von ROMB möchte ich keinen uneingeschränkten Zugang zu Schusswaffen. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Ausgabe der waffenrechtlichen Erlaubnisse durch die Administration beibehalten werden sollte.

Die gegenwärtigen Gesetze in Polen sind recht gut für den Erwerb einer waffenrechtlichen Erlaubnis. Wir müssen aber Sorge dafür tragen, dass die Polizei keine Handlungen vornimmt, die mit dem Waffengesetz nicht übereinstimmen, was ziemlich häufig vorkommen kann.

German Rifle Association:
Die Ergebnisse der letzten Wahlen zum EU-Parlament haben die Verhältnisse in Brüssel und Straßburg etwas verändert. Wie wird es sich Ihrer Meinung nach auf die Waffenlobby in Polen und der EU auswirken?

Andrzej Turczyn:
In der letzten Zeit erschienen Ideen der EU-Kommissarin, Cecilia Malmström den Zugang zu Schusswaffen in Europa radikal einzuschränken. Die Ergebnisse der letzten EU-Wahlen deuten darauf hin, dass diese Ideen im EU-Parlament nicht gerne gesehen werden. Ich bin davon überzeugt, dass man die Einschränkungen des Zuganges zu Schusswaffen auf der europäischen Ebene nicht durchführen kann. Man sollte daran denken, dass der Waffenbesitz in den Händen von gesetzestreuen Bürgern keine Gefahr ist. Aus den Statistiken geht hervor, dass legal besessene Waffen nicht für Verbrechen genutzt werden.

Ich rechne damit, dass der Widerstand von Millionen Waffenbesitzern in den Ländern der Europäischen Union respektiert wird. Ich bin der Meinung, dass die Hersteller von Waffen und Zubehör solche Organisationen wie ROMB oder German Rifle Association unterstützen sollten.

In Wirklichkeit sind wir ihre großen Alliierten. Vielleicht erachten die Waffenhersteller Polen noch nicht als einen großen Markt an. Das Potential ist jedoch riesig und das Interesse an Waffen ist in Polen sehr groß.

German Rifle Association:
Welche weiteren Schritte plant ROMB auf der EU-Ebene?

Andrzej Turczyn:
ROMB ist eine Landesorganisation. Wir bestehen erst seit drei Jahren. Wir bauen immer noch unsere Position in Polen auf. Unsere Kraft auf der EU-Ebene zu wirken ist immer noch eine Zukunftsvision.

Es ist jedoch so, dass durch die Initiative der Polen, der Mitglieder von ROMB, Firearms United entstanden ist. Ich denke, dass es kein Zeichen von Hochmut ist, wenn ich feststelle, dass diese Initiative ein Verdienst von ROMB ist.

Ich möchte, dass Firearms United sich auf der EU-Ebene weiter entwickelt. Die Idee dabei ist die Vereinigung aller schießsportlichen Organisationen, die in den EU-Ländern existieren.

Die Mitglieder von ROMB werden diese Idee unterstützen und aktiv bei ihrer Entwicklung mitwirken.

German Rifle Association:
Vielen Dank für das ausführliche Gespräch!

Andrzej Turczyn:
Gern geschehen.

Anmerkung der Redaktion: Andrzej Turczyn wurde nach unserem Interview zum neuen 1. Vorsitzenden von ROMB gewählt.

[sofortspende]

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.