Viele Frauen, die sportlich schießen oder jagen, haben Kinder – zum Teil sogar Kleinkinder und stellen sich die Frage, wie sie mit dem Thema Waffen umgehen sollen.
Im Gegensatz zu anderen Ländern, wie z.B. Schweiz, Norwegen oder USA, ist bei uns das Schießen für Kinder und Jugendliche seit den beiden Amokläufen extrem eingeschränkt worden.
Das aktuelle Waffengesetz erlaubt wie folgt:
- Schießen unter Aufsicht: Druckluft-, Federdruckwaffen ab 12 Jahre
- Schießen unter Aufsicht: Kleinkaliber und Schrot-Einzelladewaffen ab 14 Jahre
- Ausnahmen gibt es für Jungjäger in der Ausbildung und Leistungssportler auf Antrag
- Ausnahmen gibt es auf Antrag von Vereinen für Schnupperschießtage und Events
In Norwegen schießen schon 6-jährige (z.B. der norwegische Biathlet Ole Einar Bjørndalen, siehe Clip, der 2013 zum WFSA Botschafter ernannt wurde), in England haben bereits 8-jährige Lizenzen für Trap und Skeet, in der Schweiz gibt es das Knabenschießen für 13 bis 17-jährige Jungen und Mädchen und die schießen nicht mit Kleinkaliber. Und in Norwegen gibt es auch 10-jährige IPSC-Schützinnen, die es wirklich drauf haben.
Andere Kontinente – andere Sitten
Galileo-Reporter Cornel Bunz interviewte texanische Mütter, die selber schießen und ihren 3-12 jährigen Kindern das Schießen beibringen. Auf die Frage, ob das nicht ein bißchen früh sei, antwortete eine Mutter: “Nein, Vorsicht ist besser als Nachsicht”. Die Tochter vom “Pistolen Pfarrer” stieß ins gleiche Horn. “Ich will niemanden verletzen”, sagte sie, “aber wenn jemand mich oder meine Familie angreift, dann muss ich handeln.”
In den USA gibt es viele ungeschützte Orte und auch viele Verbrecher mit Schusswaffen. Der Kriminologe Gary Kleck geht von 500.000 bis 2.500.000 Fällen pro Jahr in den USA aus, in denen Waffen zur Selbstverteidigung benutzt werden. Meist reicht schon das Zeigen der Waffe. In 80% der Konflikte fällt kein einziger Schuss.
Aber Kinder? Auch Kinder befinden sich in den USA öfters durch einen bewaffneten Einbruch in Gefahr und verteidigen sich, ihre Geschwister oder Mütter mit eben diesen Waffen. Wer es nicht glaubt, möge hier als Beispiel drei Geschichten lesen: When Kids and Guns Mix
Kinder sind neugierig. Laut einer US-Studie von 2006 wussten 39% der Kinder, wo die Waffen der Eltern aufbewahrt werden und 22% haben sogar damit rumgespielt.
Sich ausschließlich auf Strategien zu verlassen, die natürliche Neugier eines Kindes zu verringen, indem man Kindern erzählt, dass Waffen gefährlich seien, oder die Annahme, ein Kind sei stets gehorsam und würde ein gefundene Waffe niemals berühren, sind völlig ineffektiv, sagte Matthew Miller, stellvertretender Direktor des Harvard Injury Control-Forschungszentrum und Co-Autor der Studie.
Ist es da nicht besser, Kinder mit auf den Schießstand zu nehmen und ihnen unter Aufsicht zu zeigen, wie man mit einer Waffe umgeht? Wir zeigen unseren Kindern doch auch, wie gefährlich Feuer wird, wenn man es unsachgemäß verwendet.
Wenn Kinder lernen, mit Waffen sachgemäß umzugehen und ihre Neugier auf dem Schießstand befriedigt wird, dann funktioniert auch das Eddie Eagle GunSafe® Program“, mit dem die NRA seit 1988 über 25 Millionen Grundschulkinder aufklärt:
Wenn du eine Waffe siehst:
STOP!
Nicht anfassen.
Verlass den Ort.
Erzähle es einem Erwachsenen.
Das funktioniert natürlich nicht, wenn das Kind zum allerersten Mal durch einen Fund den Umgang erhält.
Das ist das gleiche wie beim Feuer. Wer mit Eltern zündeln durfte, ein Lagerfeuer überwachen durfte, der wird einen kleinen Brand melden. Wer nie in die Nähe von offenem Feuer gelangte, wird fasziniert vor dem Brand stehen, Stöckchen rein werfen und es beobachten.
Die gleiche Einstellung habe ich auf dieser Seite gefunden: Disarming Kids’ Curiosity.
Kathy Jackson beschreibt sehr anschaulich, wie sie es in ihrer Familie machte und wie ihre erweiterte Eddie’s Eagle Regel tatsächlich funktionierte.
Als unsere Kinder zu jung zum Sprechen waren, verstauten mein Mann und ich einfach die Waffen an einem sicheren Ort, wo sie auch heute noch verwahrt werden. Aber als die Kinder alt genug waren, Fragen zu stellen, Dinge zu erforschen und zu ergründen, realisierten wir, dass wir eine weitere Sicherheitsschranke benötigen zwischen unseren Kindern und unseren Schusswaffen. Daher begannen wir unseren Kindern zu erklären, wie man sicher mit Schusswaffen umgeht.
… Früher oder später wird jedes Kind fragen, ob es auch mal laden und abfeuern darf.
…Bevor man zum Schießstand geht, sollten die Kinder eine Ahnung bekommen, was sie dort erwartet. Sie sollten die Schusswaffenregeln für Kinder kennen und die Vier Kardinal-Regeln zur Sicherheit. Sie müssen auch wissen, dass das Tragen der Schutzbekleidung (Gehörschutz, Schutzbrille) und das Einhalten der Regen nicht verhandelbar ist, wenn man das Privileg erhält, mit einer echten Waffe schießen zu dürfen.
Als dann ihre drei Söhne (alle unter 10 Jahren) auf Geheiß der Eltern in das leere Auto eines Freundes einstiegen und dort seine Range Bag mit Schusswaffe sahen, haben sie beratschlagt, was zu tun ist: damit spielen, wegrennen oder den Eltern erzählen. Sie haben sich für Letzeres entschieden.
Die vier Kardinal-Regeln
- Jede Waffe ist jederzeit geladen.
- Ziele niemals auf etwas, dass du nicht zerstören willst.
- Der Finger bleibt solange weg vom Abzug bis das Ziel erfasst ist und du wirklich abdrücken willst.
- Vergewisser dich, was sich hinter deinem Ziel befindet..
Diese vier Regeln gelten für jeden, nicht nur für Kinder, immer und überall. Sogar, wenn man sich zu 100% sicher ist, dass man die Waffe selber entladen hat, ist die Überprüfung des Ladezustands das erste, wenn man eine abgelegte Schusswaffe in die Hand nimmt.
Sollen nun Kinder ungehindert an Waffen kommen?
Ich denke, das kommt auf das Wohnumfeld an. Wir in Deutschland leben meist an Orten, wo die Gefahr, dass unser jugendliches Kind mit einer Waffe Selbstmord verübt, größer ist als dass es sich damit gegen wilde Tiere oder Verbrecher verteidigen müsste. Ich würde daher nie, auch wenn es erlaubt wäre, Waffen und Munition für Kinder zugänglich verwahren.
Und so sehen es auch viele US-Amerikaner, die ähnlich wohnen, wie z.B. Carrie Lightfoot, die aus ihrem Hobby ein Geschäft machte und sich speziell um die Bedürfnisse amerikanischer Waffenbesitzerinnen kümmert. Guns & Your Children ist eines ihrer Themen.
Eventuell ist die sichere Aufbewahrung in der Pampas, wo der nächste Nachbar 3 Kilometer weit entfernt ist, ganz anders zu betrachten. Oder in Detroit, wo die Mordrate bei 36 pro 100.000 Einwohner lag und sich die Polizei länger als eine halbe Stunde Zeit ließ, bevor sie am Ort eines Verbrechens eintraf. “Wenn Sekunden zählen, ist die Polizei Minuten weit weg“, ist nicht umsonst ein geflügelter Spruch in den USA.
Ich maße es mir nicht an, zu bestimmen, was das Beste für einen anderen ist. Ich möchte nur, dass jeder Waffenbesitzer die Sicherheitsregeln einhält, sich der Gefahr bewusst ist und das Risiko richtig einschätzen lernt. Dazu ist Aufklärung besser als jedes Verbot. Man denke an das Beispiel mit dem Feuer – und das gilt auch für Kinder
Und daher finde ich Marcs Video klasse, weil es unsere Einstellung zu Kinder und Waffen in Frage stellt. Einfach mal darüber nachdenken:
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