Immer wieder die falschen Annahmen

Wenn man sich wie wir bereits seit Jahren mit dem Thema Waffenbesitz beschäftigt, begegnen einem immer wieder die selben seit langem wiederlegten Argumente. Diese Argumente werden immer von Menschen vorgebracht, die sich mit dem Thema nur oberflächlich beschäftigt haben, wobei die politische Richtung eher egal zu sein scheint. Heute ist es wieder mal ein Grüner aus Österreich, der Statistiken nicht interpretieren kann und illegalen mit legalem Besitz verwechselt. Seine Behauptung:

Dabei schaffen Privatwaffen nur ein scheinbares Sicherheitsgefühl. Tatsächlich wird sich der zunehmende Waffenbesitz mit einer erhöhten Suizidrate, Familientragödien und Unfällen bemerkbar machen. Immer wenn im Effekt gehandelt wird, ist die schnelle Verfügbarkeit der Waffe der relevante Faktor für die Geschehnisse.

Es gibt keinerlei Korrelation zwischen Suizidrate und legalem Waffenbesitz

Wenn der Zugang zu Schusswaffen begrenzt wird, wird die Zahl der Suizide mit Schusswaffen sicherlich sinken. Aber die Frage: Würde sich aber die gesamte Zahl der Suizide auch verringern?

Die USA (30% Haushalte mit Schusswaffen) und Deutschland (3% Haushalte mit Schusswaffen) haben die selbe Suizidrate (ungefähr 11/100.000).

Die Schweiz (30% Haushalte mit Schusswaffen) hat eine niedrigere Suizidrate (9/100.000), obwohl medizinisch unterstütze Suizide erlaubt sind und deshalb viele „importierte Suizide“ von Menschen, die nicht in der Schweiz, aber in Europa leben in die Statistik mit eingehen.

Japan (weniger als 1% Haushalte mit Schusswaffen) hat eine Suizidrate von 18/100.000, Japanische Frauen töten sich öfter selbst als US-Amerikanische Männer.

In den USA hat sich die Zahl der weiblichen Waffenbesitzern in den letzten 20 Jahren verdoppelt, jedoch hatte dies keinen Effekt auf die weibliche Suizidrate.

Studie von Dr. Westphal

Dr. Christian Westphal hat 2013 die Korrelation zwischen Waffenbesitz und Suiziden in Österreich untersucht:

Österreich hat relativ niedrige Hürden für die Beschaffung von Schusswaffen, jedoch versucht man verstärkt, die legal erworbenen Waffen nachzuverfolgen. Die österreichischen Datensätze für verdeckte Tragegenehmigungen reichen für alle österreichischen Länder von 1982 bis in die Gegenwart. Der Zusammenhang zwischen Schusswaffen und Suiziden mittels Schusswaffen, sehr bekannt aus der verfügbaren Literatur, ist mit einer ausreichenden Signifikanz bestätigt.

Es wurde keine Beziehung zwischen Schusswaffen und der allgemeinen Suizidrate gefunden.

Dann heißt es weiter:

Erst die Tatsache, dass in Privaträumen Schusswaffen verfügbar sind, schafft die Gelegenheit, sie auch einzusetzen. In diesem Zusammenhang ist es auch nicht verwunderlich, dass im Familienbereich rund 2/3 der Tötungen mit Schusswaffen auf legale Schusswaffen zurückzuführen sind.

Hier wird zunächst mit falschen Zahlen gearbeitet und dann noch die falschen Schlüsse gezogen.

1. Es gibt keine 2/3 Schusswaffenmorde, sondern 3 bis 35%.

Australien, Schweiz, Norwegen, Slovenien und die Niederlanden haben „Traum-Mordraten“ unter 1 pro 100.000 Einwohner, auch wenn in allen diesen Ländern über 25% der Morde mit Schusswaffen (legaler Zustand unbekannt – doch meistens illegal) verübt wird.

2. Falsche Annahme

Auch diese Annahme: „keine Schusswaffen = keine interpersonelle Gewalt“ ist falsch. Bei Beziehungstaten stehen Täter und Opfer fest, das Mittel ist zweitrangig. Und natürlich greifen Täter, die Zugang zu Schusswaffen haben, eher zu diesem Mittel als zu Händen, Messern, Gift oder Strick.

Wer es nicht glaubt – der lese Katjas Report (bald auch auf Deutsch erhältlich) mit EU Daten – im Kapitel 5.3 und 9, sowie im Anhang Tabelle D, siehe: http://www.firearms-united.com/images/download/Report-Homicide-Suicide.pdf

3. Waffeneffekt-Hypothese trifft nicht zu

Es gibt keine Beweise, dass Affekttaten durch die Lagerung im Haus von sachkundigen Besitzern begünstigt werden.

Die „Waffeneffekt-Hypothese“ wurde mehrfach untersucht und als fehlerbehaftet bewertet. Der renommierte Kriminologen und frühere Waffengegner Gary Kleck fand heraus, dass der Waffeneffekt, wenn überhaupt, „nur bei Menschen ohne vorherige Erfahrung mit Waffen“ beobachtet werden konnte.

Die Verfügbarkeit von Waffen in Privathaushalten von Sachkundigen sorgt somit nicht dafür, dass mehr Affekttaten begangen werden. Diese Behauptung wird durch die deutschen Statistiken untermauert.

Hier einige Dokumente dazu auf DE und EN:
http://waffenbesitzer.net/index.php/ueber-uns/downloads/sonstiges/268-waffeneffekt-2009dt/file
http://waffenbesitzer.net/index.php/ueber-uns/downloads/meinungen-dossiers/254-trigger-happy/file
https://albertsteinhauser.at/2016/03/23/immer-mehr-privatwaffen-die-weniger-sicherheit-bringen/

4 Replies to “Immer wieder die falschen Annahmen”

  1. Diese „Annahmen werden aus diversen Gründen nicht aussterben:

    -Es handelt sich um weltanschaulich gestützte Hypothesen (also unter Realitätsausschluss gültige „Wahrheit“

    – Die Leute haben mangels eigener Erfahrungen jede Menge esoterischer Vorstellungen zum Thema

    – Wir sind das Land der Techniktrottel, ein veritabler Anteil der Bevölkerung hält z.B. die Schutzwirkung der Norm WaffG für gegeben, ohne das zur Bewertung nötige Wissen zu haben.

    – Der „weapons effect“ ist eh fraglich, allein der illegale Besitz in D hätte zu einem Massenaussterben führen müssen.

    – Zudem sind spätestens seit Luty seelig oder der Pfeiffer Studie von 2011 nur noch wenige Erklärungsmuster vorhanden, warum tatsächlich wenig geschossen wird. Nachgewiesen möglich ist es eben abseits der legalen Möglichkeiten doch…

  2. Die Eurokratur gibt vor sich um den Bürger zu sorgen und ihn daher vor sich selbst schützen zu müssen. Nur alleine angesichts von ignorierten 71 Verkehrstoten pro Tag in Europa ist klar, daß es kaum um das Wohl des Bürgers geht, sondern um darum, daß die Furcht der Tyrannen vor ihm größer ist als die vor Kriminellen und Terroristen. Die EU war niemals demokratisch und niemals freiheitlich sondern immer nur ein kalter, technokratischer Machtapparat, der nun, wo sein Zerfall droht, jeglichen demokratischen Anschein fahren läßt.

  3. Unabhängig von der Statistik sind Selbstmorde mit Schusswaffen kein Grund, den Waffenbesitz einzuschränken.

    „[E]s [ist] philosophisch gesehen zweifelhaft, dass eine Beschränkung des Waffenbesitzes zwecks Selbstmordvorbeugung zum Aufgabenbereich eines freiheitlichen Staates gehört, selbst wenn eine solche Regelung wirksam wäre. Ein Grund für Zweifel rührt daher, dass sie in die Rechte von Waffenbesitzern eingriffe (sowohl in die der Selbstmordkandidaten als auch in die der nicht-selbstmordgefährdeten Mehrheit), ohne die Rechte eines anderen zu schützen. [Fußnote: Todd Hughes und Lester Hunt („The Liberal Basis of the Right to Bear Arms“, Public Affairs Quarterly 14, 2000, S. 13–14) bringen dieses Argument vor.] Ein weiterer Grund für Zweifel aus utilitaristischer Sicht besteht darin, dass man nicht davon ausgehen kann, dass Selbstmordkandidaten ein insgesamt fröhliches und angenehmes Leben führen; daher sollte man nicht annehmen, dass die Verhinderung eines Selbstmords durch andere Mittel als die Verbesserung des Lebensglücks des Betroffenen den Nutzen erhöht statt ihn zu vermindern. Aus diesen Gründen sollten Selbstmorde von den Erhebungen ausgenommen werden.“

    Michael Huemer in „Gibt es ein Recht, Schusswaffen zu besitzen?“ (Randnr./page 310; erschienen als Kapitel II in
    „Wider die Anmaßung der Politik“, 2015, ISBN 978-3981761603, http://edition.leske.biz/waffen; ursprünglich erschienen in Social Theory and Practice unter dem Titel „Is There a Right to Own a Gun?“, 2003)

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