„Die nordrhein-westfälische Regierung verachtet das Land. Die Grenzen sind erreicht, couragierte Gegenwehr ist notwendig“, sagte Philipp zu Guttenberg, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Forum Natur mit sieben Millionen Mitgliedern der deutschen Landnutzerverbände auf der 5.Regionalkonferenz in Bielefeld am 18.November 2014.
Die Rede des Vorsitzenden findet man hier ab 19:25 auf dem Livestream des DJV. Zu Guttenberg trifft mit seinen Worten genau den Kern und bekommt Standing Ovation vom Publikum.
Vielen Dank an meinen Jagdfreund W., der sich die Mühe gemacht hat, die Rede zu transkribieren:
Wer sind wir? Was sind unsere Ziele?
- Wir sind ein Bündnis aller relevanten Nutzer- und Eigentümerverbände mit rund sieben Millionen Mitgliedern.
- Wir sind davon überzeugt, dass nur durch die nachhaltige Naturnutzung unsere bestehende Kulturlandschaft mit ihrer Vielfalt an Arten und Biotopen erhalten werden kann.
- Die Jagd ist seit jeher ein fester Bestandteil davon.
- Wir fordern also eine konsequente und kohärente Politik zur Stärkung des ländlichen Raumes und kooperative Lösungen für den Arten- und Naturschutz mit den Bewirtschaftern.
- Nachhaltig nutzen und schützen bedingen einander und sind zwei Seiten einer Medaille.
- Grundlage ist der unbedingte Schutz des Eigentums.
Meine Damen und Herren, normalerweise ist unser Pirschbezirk ausschließlich Berlin. Was sich allerdings hier in NRW in letzter Zeit abspielt, hat mich dann dennoch aus der Sasse gelockt. Die Entwicklungen diese Landesregierung in Bezug auf den ländlichen Raum sind besorgniserregend .
Heute geht es um die Jagd. Ebenso kritisch ist jedoch auch der Entwurf der NRW Biodiversitätsstrategie. Ich darf sie alle auffordern , sich dringend damit zu beschäftigen. Beide Entwürfe spiegeln in konzentrierter Form – wie ein unverdaulicher Suppenwürfel – jene ideologische Geisteshaltung wider, die uns möglicherweise bald auch bundesweit heimsuchen könnte. NRW als Blaupause für eine bundesweite, den ländlichen Raum verachtende Politik wäre ein Laufschuss für die gesamte Republik.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Gegen den Schutz der Biodiversität oder eine Jagdrechtsänderung ist nichts einzuwenden. Wie jedes Gesetz muss beides immer wieder evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden. Doch hier geht es um vieles mehr. Der besagte Suppenwürfel hat folgende unverdauliche Zutaten. Über viele Jahre war hier die Politik geprägt von gegenseitigem Respekt , Gesprächs- und zumindest grundsätzlicher Konsensbereitschaft .
Durch die faktische Nichteinbindung der Betroffenen und Respektlosigkeit gegenüber den handelnden und verantwortlichen Personen und Verbänden zeigt jedoch eine Partei , die den Begriff der Partizipation und Bürgerbeteiligung gerne für sich beansprucht, ihr wahres Gesicht.
Die vorliegenden Gesetzes- und Strategieentwürfe zeichnet einiges aus:
- die fehlende fachliche Auseinandersetzung
- kein Für und Wider
- kein wissenschaftlicher Diskurs
Ideologie hingegen ist keine wissenschaftliche Begründung. Sie ist bekanntermaßen genau das Gegenteil.
Den vermeintlichen Natur- und Tierschutz gegen die Menschen im ländlichen Raum auszuspielen ist unmoralisch und verantwortungslos.
Meine Damen und Herren , bei genauer Betrachtung, geht es aber auch nicht nur um die Natur und um die Jagd , sondern um einen subtilen Generalangriff auf den ländlichen Raum und unsere demokratische Grundordnung.
Seit 1848 ist die Jagd untrennbar mit Grund und Boden verbunden . Für das Wie und Warum dieses Recht und das Recht auf Eigentum zustande kam, lohnt ein Blick in die Geschichtsbücher. Nun hat man sich damals nicht etwa bei einem Rehgulasch oder Glas Bier auf dieses oder jenes Recht verständigt. Nein , hier sind die Menschen unter Einsatz ihres Lebens und mit Waffen auf die Straße und haben für etwas gekämpft, was bis heute das Fundament unserer demokratischen Verfassung gilt. Für Eigentum und Freiheit!
Und das, meine Damen und Herren, ist gerade eine Rot-Grüne Regierung im Begriff den Menschen wieder wegzunehmen. Wenn Sie so wollen wird die vor einhundertsiebzig Jahren überwundene Feudalherrschaft durch eine Ökodiktatur ersetzt. Der Bauer wird vom Leibeigenen des Feudalaristokraten, das darf ich als Guttenberg sagen, zum Leibeigenen des Ministerialbeamten mit dem organisierten Naturschutz als Polizei. Ein Treppenwitz der Geschichte , wenn es nicht so traurig wäre.
Nochmal: Jagd
- ist Eigentumsrecht
- kein Selbstzweck
- keine hedonistische Triebbefriedigung, sondern u.a.
- den Interessen der Eigentümer als Rechtsinhaber verpflichtet.
Eigentum ist die ökonomische Grundlage individueller Freiheit, die sich in unserer Gesellschaft auch damit rechtfertigt, dass aus den Leistungen des Eigentums Gemeinwohl-Leistungen erwachsen. Ob man will oder nicht, Eigentum ist und bleibt eine der tragenden Säulen unseres freiheitlichen Gemeinwesens.
Wo Eigentum geschützt wird, herrscht Freiheit.
Wo Eigentum missachtet wird, herrscht Unfreiheit.
Oder haben wir etwa schon vergessen, was wir vor fünfundzwanzig Jahren im Osten unseres Landes überwunden haben?
Der ländliche Raum ist weder ein geschütztes Habitat für Lurchi, Luchse oder Wölfe, noch ein ausschließlicher Rekonvaleszenz-Raum einer fehlgeleiteten urbanen Schutztruppe.
Das hat unser Lebensraum nicht verdient.
Meine Damen und Herren, wir müssen und wir werden uns immer als fairen und sachlich orientierten Gesprächspartner allen politischen Parteien und Gruppierungen anbieten.
Wenn man uns jedoch mit Arroganz und Intoleranz begegnet und unsere Existenz durch die Aushöhlung des Eigentums gefährdet, sind die Grenzen des Zumutbaren erreicht und couragierte Gegenwehr gefordert.
Rede von Phillipp Freiherr zu Guttenberg als PDF zum Verteilen.
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Ebenfalls viel Applaus bekam am Ende eine junge Damen aus dem Publikum
Nachzuhören im Lifestream des DJV 03:20:45 — 03:24:50
Mein Name ist Stefanie S(). Ich komme aus dem Kreis Minden-Lübbecke.
Ich vertrete keine Gruppe, ich hab nicht mal einen Jagdschein. Ich bin aber jagdlich sozialisierter Mensch und ich behaupte, ich bin vernunftbegabt. Und ich habe mir diese Veranstaltung heute mal angetan, weil ich der Meinung war, daß ich hoffentlich möglichst umfassend informiert werde; musste feststellen, daß hauptsächlich – also viel – parteipolitisches Geplänkel dabei war. Und da möchte ich mal sagen, da wurde sich beschwert, über einen unsachlichen Umgang mit dem Thema. Vor allen von der grünen Dame. So, ich kann mir keine Namen merken.
Und da muss ich doch mal sagen, wie soll man denn sachlich bleiben, wenn man derart für dumm verkauft wird. Hier wird dem passionierten Jäger, der das wahrscheinlich schon in der fünften Generation macht, wird der Sachverstand abgesprochen. Da wird behauptet, man wisse überhaupt nicht, was gut sei für Wild, für Nutzflächen, für Wirtschaftsflächen. Da wird einfach behauptet, man habe ja keine Ahnung. Und wir wären die Populisten in dieser Geschichte hier. Und sie behaupten, wir wären eine Minderheit. Sie sehen wie viele Schwierigkeiten Ihnen diese Minderheit macht, denn die ist mit Leib und Seele dabei.
Das ist eine Minderheit, die sich tatsächlich Grün nennen darf. Weil die sind Grün, nicht weil sie gewählt wurden, und die sind Grün, weil sie nicht – wie oft behauptet wird – gegen alle Tierschützer argumentieren, sondern weil sie der deutsche Tierschutz, Naturschutz sind. Die tragen nicht grün, die sind Grün.
Die brauchen keine Sonnenblume, die brauchen kein Bündnis/90 oder was auch immer, die sitzen hier, weil sie dieses Thema bewegt. Und zwar, weil sie diese Veränderungen nicht wie andere Leute nicht interessiert, sondern weil das ein Eingriff nicht nur in ihr privates Spassverhalten ist, sondern weil das einfach ein wichtiges Thema ist, das in der Öffentlichkeit so hitzig diskutiert wird, weil es wichtig ist. Nicht, weil irgendjemand sagt „armes kleines Bambi“ – das es hier im Übrigen auch nicht gibt – sondern weil mit der Brille der Vernunft auf die Sache geschaut wird, und gesagt wird: das kann so nicht angehen, das ist völliger Unfug, da wird gepfuscht und das darf so nicht sein, diese Veränderungen darf man sich nicht bieten lassen.
Und das ist eine Minderheit, die in der Öffentlichkeit ansonsten einfach kein Gehör findet, weil sie ihre Dienste so verrichtet, ohne dafür groß gelobt werden zu wollen, sondern die wollen einfach, daß man sie nicht noch dafür anscheißt, daß sie ihre Rechte und Pflichten wahrnehmen, daß sie die Tiere hegen und pflegen, daß sie auch Abschüße vornehemen, ja das ist ganz klar, Tiere sterben bei der Jagd, das bestreitet auch niemand. Aber das ist alles Teil des Tierschutzfaktors, denn da muss sich keiner was vormachen: in unserer genutzten Fläche, auf der wir nun mal leben, da regulieren sich Bestände nicht mehr komplett von selbst, da verbreiten sich Krankheiten und da regulieren sich die Bestände einfach nicht, da kann man nicht sagen: „ja mein Gott, da vorn ist doch so eine große Wiese, das funktioniert doch alles von selber“. Nein, das funktioniert nicht von selber. Das muss der Mensch regulieren, weil er alles andere auch reguliert.
So, und da finde ich es einfach unverschämt, daß man hier zum Affen gemacht wird, der hier als brauchtümelnder Hobbymörder abgestempelt werden kann und man muss sich einfach nicht darum kümmern. Und solch einer Minderheit muss natürlich kein Gehör verschafft werden. Nein, der wird kein Gehör verschafft, die verschafft sich selbst das Gehör, das haben sie ja gemerkt.
{Applaus}
Vielen Dank an den User vom Wild&Hund-Forum, der diese freie Rede niedergeschrieben hatte.
http://forum.wildundhund.de/showthread.php?97321-Protest-gegen-Remmel-Regionalkonferenz-in-Bielefeld&p=2179278&viewfull=1#post2179278
Ja, in der Tat, eine wunderbare Inszenierung. Der Auftritt der jungen Frau war an Dramaturgie nicht zu überbieten. Ziemlich durchsichtig, beim nächsten Mal gerne authentischer.
Und die Tontechniker haben ihre Arbeit auch sehr gut gemacht. Schön die Mikros mal runterregeln, wenn die Abgeordneten zu Worte kamen… WENN sie mal aussprechen durften….
Interessant, dass hier jemand Dramaturgie und Absprache und Hintergedanken vermutet.
Das hat eindeutig mit Projektion der eigenen Handlungsweise auf andere zu tun.
Die Grünen handeln so. Erst füttern sie die Presseleute mit Informationen, die nur von NABU, BUND, PETA & Co. stammen und dann halten sie, wenn das schön in der Presse breitgetreten wurde, eine flammende Rede zu diesem Thema. Aktuell verweise ich auf die ZEIT-Kampagne gegen Bauern, sowie von Hofreiter angekündigte Agrarwende.
Interessant ist auch, wenn sich Ortsgruppenleiter des NABU in einem Diskussionforum zur Jagd als Pro-Jagd darstellen und lediglich einige Jagdpraktiken kritisieren, dann aber in geheimen Gruppen mit ausgewiesenen Jagdgegnern wie Hartmann Jenal Anti-Jagd-Demos planen.
Das war eine der besten Reden, die ich seit langem gehört habe. Ruhig, pointiert, den Kern treffend, nicht verletzend, aber dennoch deutlich in der Sache und der Sprache. Warum gibt es in unserer Gesellschaft nicht mehr von diesen Persönlichkeiten?
Die gibt es sicherlich. Nur haben sich diese Menschen – wie auch der Freiherr es beschreibt – bisher hinter dem Vorhang aufgehalten.
Erst die totale Arroganz der Grünen, die auf Sachargumente pfeifen und nur tun, was ihnen NABU und BUND vorschreiben, hat ihn hervorgelockt.
Ich bin mir sicher, es werden noch andere Persönlichkeiten ins Rampenlicht treten.