#Hysterie: Hausdurchsuchung nach Internet-Chat

Nachdem ein Jugendlicher im Netz Selfies mit Waffen gepostet hatte, hatte sich ein Chatteilnehmer an die Polizei gewandt, weil er die Situation nicht richtig einzuschätzen wusste. Die Staatsanwaltschaft stellte einen Durchsuchungsbeschluss aus.

Bei der Vollstreckung des Durchsuchungsbeschlusses am Donnerstagmorgen konnten insgesamt elf Schusswaffen, darunter zwei (scharfe) erlaubnispflichtige Waffen, drei Schreckschuss-, zwei Soft-Air- und vier Anscheinswaffen beschlagnahmt werden.

Der minderjährige Schüler hatte im Elternhaus ungehindert Zugriff auf alle Waffen. Er gab an, dass er die Äußerungen in dem Chat nur gemacht habe, um cool zu sein und anzugeben.

http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/35235/3396919

Der Vater hatte demnach zwei illegale Waffen und neun Waffenimitate und sein minderjähriger Sohn hatte freien Zugang zu diesen. Ohne Posting im Netz des Sohnes wäre es gar nicht aufgefallen, dass der Vater gleich gegen zwei Gesetze verstoßen hat: Sichere Aufbewahrung aller Waffen, die erst ab 18 Jahre erlaubt sind, und unerlaubter Waffenbesitz der beiden erlaubnispflichtigen Waffen.

Daran sieht man mal wieder, dass die meisten Menschen unser Waffengesetz nicht kennen oder bewusst dagegen verstoßen.

Unverständlich ist jedoch die Aufstellung der Polizei: Was bitte schön ist der Unterschied zwischen Airsoft und Anscheinswaffe? Laut Gesetz sind sechs der elf beschlagnahmten Waffen Anscheinswaffen: nämlich alle, die nicht Schreckschuss oder scharf sind.

Der Begriff ist im deutschen Waffengesetz in Anlage 1 zu § 1 Absatz 4 definiert und kann hier nachgelesen werden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Anscheinswaffe

Die Polizei Bremen warnt vor der Veröffentlichung von Bildern mit Waffen in den sozialen Netzwerken. Ob erlaubnispflichtige oder erlaubnisfreie Waffen; sie lösen immer wieder polizeiliche Einsätze aus. Hierbei kann von der Polizei nicht immer auf den ersten Blick die Abgrenzung zu echten Schusswaffen getroffen werden, was zu polizeilichen Maßnahmen bis hin zum Einsatz der Dienstwaffe führen kann.

Die Angst vor Waffen hat zugenommen, wenn auch die Gewaltdelikte mit Waffen seit Jahrzehnten rückläufig sind.

Was wir definitiv benötigen ist eine Risikoanalysehilfe für die Polizei. Natürlich muss sie solchen Meldungen folgen, die Frage bleibt jedoch, welche Mittel sie dazu einsetzt.

Es kann nicht sein, dass – obwohl im Nationalen Waffenregister jemand als Erlaubnisinhaber ausgewiesen ist – acht Polizeibeamte mit Gebrüll in das Haus eines Jägers eindringen und ihn und seinen Besucher fesseln, weil ein Nachbar einen Waffentransport in einem Futteral beobachtet hat. Dieser Vorfall hatte noch ein tragisches Nachspiel: Die 80-jährige Ehefrau hatte die Aufregung nicht verkraftet und verstarb kurz darauf im Krankenhaus.

http://www.dwj.de/magazin/geschichten/details/items/rueder-polizeieinsatz-gegen-waffenbesitzer.html

Es kann auch nicht sein, dass laufend der Jagdbetrieb durch schwer bewaffnete Polizisten gestört wird, weil ein Passant Schüsse im Wald oder auf dem Feld gehört hat. Hier hätte der Einsatz in dem Moment abgebrochen werden müssen, als die Beamten auf den Landwirt trafen, der die gesetzeskonforme Jagd (mit einem Scherz) bescheinigte.

http://www.outfox-world.de/news/sek-einsatz-stoppt-erntejagd.html

Und es kann auch nicht sein, dass der bloße Anruf eines Nachbarn, im Haus hätte jemand eine Waffe, einen brutalen SEK-Einsatz auslösen, bei dem gleich zwei Familien grundlos verletzt werden.

http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/SEK-stuermt-falsche-Wohnung

Im letzten Fall gab es zumindest eine Verurteilung des Anrufers, wenn auch keine Verurteilung des verantwortlichen Beamtens:

http://www.goettinger-tageblatt.de/Duderstadt/Uebersicht/SEK-Einsatz-in-Rollshausen-Wut-ueber-Verfahrenseinstellung

10 Replies to “#Hysterie: Hausdurchsuchung nach Internet-Chat”

  1. „Ohne Posting im Netz des Sohnes wäre es gar nicht aufgefallen“

    Richtig, es wäre gar nicht aufgefallen, weil es eben gar kein „Problem“ war.

    Warum sollte sowas ohne hysterische Verwandte mit gestörtem Geltungsbedürfnis oder die sich gegenseitig anschwärzen überhaupt auffallen?

    Der illegale Waffenbesitzer der diese zum Selbstschutz oder aus einem anderen Bedürfnis die in Ländern und Gesellschaften mit einem „richtigen Waffenrecht“ voll akzeptiert sind aber hier kriminalisiert werden der unterscheidet sich vom „Legalwaffenbesitzer“ doch in erster Linie nur dadurch das er nicht reguliert und gegängelt werden kann, und das er sich nicht für Jagd oder Schießsport interessieren muss.
    Angesichts der vermuteten Zahlen an illegalen Schusswaffen, die sich großteils auch (hoffentlich) nicht bei Gewaltkriminellen befinden könnte man sogar die Hypothese aufstellen das damit sogar noch weniger Schindluder passiert als mit registrierten Waffen, weil diese eben versteckt „für Notfälle“ bereitgehalten werden und die Besitzer kein Interesse haben damit ins „Rampenlicht“ zu kommen.

    „Das frage ich mich auch. Die erste Reaktion eines Beamten, der einen solchen „Hinweis“ bzw „Anzeige“ auf „drohenden Amoklauf“ u.ä. erhält, sollte doch in dieses Waffenregister (alternativ Rückfrage beim örtlichen OAmt) sein. Wenigstens denen sollte doch das WaffG bekannt wie die Tatsache klar sein, das in diesem Land legale Waffen in rechtstreuen Händen existieren.“

    Das ist eine sehr naive Vorstellung, es ist in Deutschland verbreitet das Leute mit WBK meinen diese als ein „Privileg“ zu betrachten, und diese als den Nachweis für ihre besondere „Unterwürfigkeit“ gegenüber der staatlichen Repression zu betrachten, und sich dadurch vor/von dieser „Geschützt“ zu fühlen.
    (Was zu entsprechend devoter Haltung bei der nächsten Gesetzverschärfung führt, „Die erlauben mir was, das sind meine Freunde!)

    Das absolute Gegenteil ist der Fall, auch wenn die Leute die bei der Polzei anrufen absolute Fantasiegeschichten erzählen, der – warum und von wem auch immer – angeschwärzte „registrierte Waffenbesitzer“ muss damit rechnen das die Polizei alarmiert über den „Nachweis“ einer Schusswaffe als „Beweis“ für Tatmöglichkeit und Gewaltbereitschaft wahrnimmt und sofort mit entsprechender Gewalttätigkeit reagiert.

    Der unregistrierte Waffenbesitzer ist auch hier im Vorteil. Der mit Besitzerlaubnis hat keinerlei Vorteile daraus, außer das er eben legal seinem Hobby nachgehen darf und allerhand Kröten schlucken muss die es schwierig machen (sollen) das Interesse daran überhaupt aufrecht zu erhalten.

  2. Ich muss sagen es ist schon sehr sträflich…..ich wurde vor kurzem fast festgenommen als ich vom Bogenschießen meinen Compound Sportbogen (nicht abspannbar) im Auto mit nach Hause transportitert habe. Die (sehr jungen) Beamten welche mich angehalten haben für einen allgemeine Verkehrskontrolle wussten offensichtlich nicht die Lage richtig einzuschätzen und haben total überreagiert. Erst ein Anruf mit dem Bezirksstellenleiter konnte die Lage klären. Werde wohl gleich Beschwerde gegen die beiden „Beamten“ einreichen die mit mehr als unzureichendem Wissen auf die Straße geschickt werden. Hätte ich meine beiden Airsoft Gewehre wie üblich im Waffenkoffer dabei gehabt hätten die mich vermutlich gleich festgenommen.
    Ich hab ehrlich gesagt mehr Angst vor der Dummheit und vor dem Unwissen der Beamten wie vor irgendwelchen Attentätern die irgendwo ihr unwesen treiben. Ich hoffe das dieses Verhalten besser wird.

    Zu den restlichen Menschen in dieser Gesellschaft kann ich nur sagen: Viele haben zu wenig Ahnung und können soziale Lagen einfach nicht im geringsten Beurteilen. Aber gerade die Behörden sollten Lagen einzuschätzen wissen. Doch auch dort grasiert in letzer Zeit einfach nur Unwissen und Fachwissenmangel hoch dreißig. Hier liegen die Fehler im System. Leider ist es wie immer. Die oberen sind sich zu fein oder zu dumm um Fehler zu erkennen und berichtigen.
    Bevor ich noch in Rage verfalle lasse ich den Post besser hier enden…..Ich hoffe es wird besser….

  3. Ein erheblicher Teil der deutschen Bevölkerung hat ein vollkommen gestörtes, absolut paranoides Verhältnis zu Schusswaffen. Wenn die bloße Wahrnehmung einer Waffe bereits einen Polizeieinsatz auslöst, der unter Umständen mit massiven Kollateralschäden endet, ist etwas komplett schief gelaufen. Wir haben jedes Jahr 4000-5000 Tote im Straßenverkehr. Dies bringt mich auch nicht dazu, sofort die Polizei zu rufen, wenn ich irgendwo ein Auto sehe.
    Ich rufe auch nicht die Polizei, wenn mein Nachbar mit einem großen Messer seinen Hackbraten kleinschneidet, in der völlig paranoiden Annahme, er würde gerade seine Ehefrau zerstückeln.
    Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, die Deutschen beziehen ihre gesamte Lebenserfahrung einzig und allein aus dem Fernsehprogramm. Selbst wenn es sich bei obigem Sachverhalt wirklich um einen illegalen Waffenbesitz gehandelt haben sollte, so kann man nur davor warnen, aus der Ausnahme eine Regel zu konstruieren, die das paranoide Verhalten der deutschen Bevölkerung bezüglich Schusswaffen auch noch befeuert.

    1. Was jammern Sie denn? Der „mündige Bürger“ ist doch dank fragwürdiger Bildungspolitik und einer medialen Dauerveranstaltung „betreutes Denken“ da wo ihn die politische Klasse haben will. Wenn schon nicht vollkommen verdummt, dann doch intellektuell wehrlos. Und zur Denkfaulheit erzogen. Jede Form von Lebenserfahrung wird um jeden Preis verhindert, könnte ja jemand nachdenken!

      Und wenn ich mir z.B. Zeugenaussagen bei SW Delikten ansehe, dann muss ich antworten: Die Masse des vermeintlichen Wissens stammt aus dem TV-Bereich. Risikokompetenz und Resilienz sind seit Jahrzehnten unerwünscht und selbst so harmlose Vereine wie die gegängelten Sportschützen mit gar internationalen Stimmungskampagnen überzogen…fast unwidersprochen.

  4. Die Hysterie wird weiter zunehmen, weil die meisten Mitbürger der allgegenwärtigen und permanenten Propaganda Glauben schenken.

    Es ist unvorstellbar, dass der Nachbar LEGAL eine Waffe besitzt. Er müsse sich grundsätzlich um eine gefährliche Person handeln.

    Gleichzeitig nehmen die gleichen Mitbürger die Gefahr von Hobby-Jihadisten und von wachsender Kriminalität auf die kalte Schulter.

    Anders formuliert: ihnen macht der Sportschütze von nebenan mehr Angst, als eine neue No-Go-Area wie Berlin-Wedding, wo ein libanesicher Mafia-Clan der Polizei faktisch Hausverbot verhängt hat.
    Garantiert haben solche Verbrecher Schusswaffen, alle illegal erworben und gewiss nicht für Sport oder Jagd (auf Tiere)!

    Was soll man dazu sagen? Solche Mitbürger werden die ersten sein, die sich beim Nachbarn mit legaler Schusswaffen einschleimen werden, sobald die Lage eskalieren wird. Und sie wird eskalieren!

    Nein, nicht der oft von „alternativen Medien“ ständig angekündigte Bürgerkrieg! Dazu reicht eine explosionsartige und chaotische Zunahme krimineller Gewalt durch Ausweitung und Vermehrung von No-Go-Areas völlig aus.

  5. Ich bin schon beim Putzen einer Waffe in der Wohnung polizeilich „besucht“ worden, weil irgend ein Nachbar sich von einem „Amoklauf“ bedroht sah, der mich wohl von einem anderen Haus aus heimlich durch’s Fenster beobachtete. Eine der beiden BeamtInnen empfahl mir, doch einen „versteckten Platz“ (zB im Keller) dafür zu nutzen, „Vorhänge anzuschaffen und zuzuziehen“ und dann auch „machen Sie das doch auf dem Schießstand“…. Was allerdings sollen dann erst Nachbarn denken, die (ebenerdig) durch Kellerluken spionieren und da jemandem beim „Hantieren mit einer Waffe“ sehen (-> „der bereitet – versteckt in seinem Keller – heimlich einen Amoklauf vor“).

    Ich frage mich, was manch Leute so den ganzen Tag machen, wenn nicht gerade die Wohnungen anderer zu beobachten…

    Immerhin klärte der Beamte (Mann) des Duos seine Kollegin auf, das mein Tun völlig legal sei. Da habe ich wohl Glück gehabt, das wenigstens einer der beteiligten Beamten Rechtslage und Situation korrekt einschätzen konnte. Immerhin gibt laut hiesigem O-Amt allein hier in der (Klein-)Stadt fast 9.000 registrierte Schußwaffen.

    1. Das frage ich mich auch. Die erste Reaktion eines Beamten, der einen solchen „Hinweis“ bzw „Anzeige“ auf „drohenden Amoklauf“ u.ä. erhält, sollte doch in dieses Waffenregister (alternativ Rückfrage beim örtlichen OAmt) sein. Wenigstens denen sollte doch das WaffG bekannt wie die Tatsache klar sein, das in diesem Land legale Waffen in rechtstreuen Händen existieren.

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