Wenn Journalisten Informationen vorenthalten, aufbauschen oder verniedlichen, dann betätigen sie sich als „Volkspädagogen“. Der Philosoph Norbert Bolz hat es auf den Punkt gebracht:
Journalisten haben die Aufgaben, die Informationen, die sie haben, den Bürgern, ihren Kunden, weiterzugeben und das möglichst wertfrei. Man kann die Information noch kommentieren, aber alles andere wäre Zensur.
Bestimmte Informationen nicht zu liefern, aus irgendwelchen ethischen oder politisch noch gut gemeinten Überlegungen, das können sich Politiker erlauben und das ist vielleicht politisch richtig. Aber das ist niemals die Aufgabe eines Journalisten.
Ich glaube, das eigentliche Problem ist […], dass sich immer mehr Journalisten den Kopf darüber zerbrechen, welche Informationen den Menschen unseres Landes zuzumuten sind und welche nicht. Und wenn man diese Überlegungen systematisch anstellt, landet man letztlich in einer Art Paternalismus. Die Journalisten verwechseln sich zunehmend, das ist meine Befürchtung, mit Lehrern, mit Menschen, die dem Volk beibringen, was gut und richtig gedacht ist. Und da liegt die eigentliche Gefahr dieser Diskussion.
Zwei Beispiele dieser Volkspädagogik
Die FAZ moniert die Lügenzahlen von ARD und ZDF: Flüchtlingsgewalt kleinreden, alltägliche Gewalt wie beim Oktoberfest aufbauschen, um den „Rassisten“ keine Munition gegen Ausländer zu liefern.
Lügenzahl vom Oktoberfest
Im Netz kursiert eine Zahl, die das Geschehen an Silvester in Köln relativieren soll: die vermeintliche Dunkelziffer von Vergewaltigungen auf dem Oktoberfest. Man hört sie auch bei ARD und ZDF. Wieso überprüft das dort keiner?
Gottfried Schicht von der Pressestelle des Polizeipräsidiums München verneint, [..] was seit Tagen im Zusammenhang mit den gewalttätigen Übergriffen von Köln im Netz verbreitet wird: Dass es auf dem Oktoberfest jedes Jahr zehn Vergewaltigungen gäbe, und die Dunkelziffer bei zweihundert Taten liege.
Der Meinung der FAZ schließe ich mich an. Es gibt auf dem Oktoberfest ein Betreuungsprojekt für Frauen. Dort wurden 200 Frauen betreut. Diese hatten ihre Handtaschen, Handys oder Freunde verloren, einige wegen Trunkenheit auch die Orientierung. Auch sind unter diesen 200 Frauen 20 Opfer sexueller Gewalt geworden, jedoch ohne vollendete Vergewaltigung. Im Blog der FAZ wird zudem noch die Relation von 5,9 Millionen Wies’nbesucher zu 20 sexuellen Strafdelikten und 1000 Kölner Bahnhofsbesuchern zu über 200 Straftaten, davon dreiviertel mit sexueller Gewalt, beschrieben. Weiterlesen im FAZ-Blog.
Die FAZ verbreitete eigene Lügenzahlen: Gewalt mit legalen Waffen aufbauschen, alltägliche Gewalt kleinreden, um für ein allgemeines Waffenverbot zu werben.
Aus Sport wird eben doch Mord
Nichts aus den Massakern gelernt: Mehr als 200 Menschen wurden in den vergangenen Jahren mit Waffen deutscher Sportschützen getötet. Die EU-Waffenrechts-Initiative reicht nicht.
Der Artikel stammt aus der Feder von Roman Grafe, der 2009 in allen Medien berichten durfte, dass 120 Menschen in 20 Jahren durch Sportwaffen ermordet wurden. Diese Zahl wurde 2013 vom Forum Gunboard als Lüge enttarnt. Den zusätzlichen 80 Grafe-Opfer seit 2009 wird sicherlich Ähnliches widerfahren. Auch fehlt dem Bericht die Relation zur allgemeinen tödlichen Gewalt, die der DSB in seinem Offenen Brief sehr gut beschreibt:
Das Training für das Sportschießen ist auch kein Training mit tödlichen Waffen. Zur tödlichen Waffe wird das Sportgerät erst dann, wenn der dahinter stehende Mensch es missbraucht. Dies gilt aber für viele Dinge, die im bestimmungsgemäßen Gebrauch keine Gefahr bilden, jedoch durch menschliches Versagen zum gefährlichen Instrument werden können.
Die Kriminalstatistik belegt, dass „nur“ etwa 10 Prozent aller Morde mit Schusswaffen geschehen, darunter zu 90 Prozent mit illegalen Schusswaffen; weit gefährlicher sind Messer und sogar die Hände des Menschen.
Im Übrigen zeigt die britische Kriminalstatistik nach dem hand-gun-ban, dem totalen Kurzwaffenverbot nach dem Amoklauf in Dunblane, einen dramatischen Anstieg der Tötungsdelikte mit Schusswaffen, obwohl es die doch eigentlich nicht mehr gibt. Ein Verbot von Schusswaffen würde auch Amokläufe nicht verhindern. Ist eine Schusswaffe nicht verfügbar, so wird ein anderes Tatmittel, zum Beispiel Sprengstoff oder auch Messer, gesucht.
Einen Tag nach der Berichterstattung durch Roman Grafe wurde der zuständige Redakteur Reents der FAZ von einem Polizeibeamten im Ruhestand angerufen, der die Berichterstattung des Herrn Roman Grafe bemängelte.
Gedächnisprotokoll des Telefonats
Herz Reents äußerte sich, dass es beim letzten Mal einer Berichterstattung des Herrn Grafe keinen solchen Aufschrei gegeben habe wie in der jetzigen Sache.
Er hätte die Fakten, die Grafe verwendete, genauer prüfen müssen. Dies allerdings läge in seiner Verantwortung. Er könne dem Polizeibeamten allerdings recht geben, es stünde völlig außer Frage, dass …
…Herr Grafe absolut über das Ziel hinaus geschossen sei.
Aus persönlicher Sicht sei er allerdings auch der Meinung, dass wenn Deutschland Atomkraftwerke abschalten würde wegen Fukushima und uns das im Grunde genommen gar nichts anginge, dass man dann auch den legalen Waffenbesitz verbieten müsse. Grundsätzlich sei der private Waffenbesitz für den Missbrauch der Waffenbesitzer immer anfällig. Nach weiteren Ausführungen des Beschwerdeführers gab er dann zu, es wäre Aufgabe der Redaktion gewesen stärker herauszuarbeiten, was der Realität entspräche.
Die Überschrift „So wird aus Sport doch Mord“ stamme von ihm. Und dass er wider besseren Wissens um die realen Zustände diese Überschrift lanciert habe. Dafür müsse man einfach Verständnis haben, dass in Zeitungsartikeln, die ja keine wissenschaftlichen Artikel seien, Vorkommnisse überspitzt dargestellt werden müssen. Das ginge gar nicht anders, sonst könnte man als Redaktion nicht arbeiten.
Er gab zu, dass die Art und Weise, wie die Frankfurter Allgemeine berichtet hat, unwürdig sei.
Er meinte, er lässt das mal so stehen, ohne es direkt zuzugeben. Er wolle allerdings den Herrn Grafe nicht zur Kritik freigeben, es läge ja in seiner Verantwortung, so etwas anzunehmen und dann auch zu drucken.
Er hätte die Fakten besser prüfen müssen. Allerdings bliebe dazu im Alltag nicht die Zeit. Man bekomme Artikel von freien Mitarbeitern, bei denen man in gutem Glauben die Fakten ungeprüft übernehme und in diesem Fall sei es eben in besonderer Weise bedauerlich. Er wolle trotzdem an dem Artikel festhalten, obwohl er zugeben müsse, dass manchmal Artikel nicht recherchiert sind. Das könne er gar nicht bestreiten.
Es passiere einfach, dass Artikel falsche Angaben enthielten.
Dies sei aber keine böse Absicht. Es sei klar, dass dies nicht gut sei und auch für die Zeitung nicht gut ist. So eine Berichterstattung würde halt einfach passieren. Das wäre Alltag und auch einfach menschlich, solche Dinge in einem zu guten Glauben zu übernehmen.
Im Interesse der Wahrheit stimme er zu, dass der Anrufer in Zukunft die Berichterstattung über solche Themen übernimmt. Allerdings ohne Anspruch auf Veröffentlichung. Wenn der ehemalige Polizeibeamte etwas habe oder in dieser Sache einen Leserbrief schreiben wolle, dann würde er ihn weiterleiten und zur Veröffentlichung freigeben. Aber so ein Leserbrief dürfe natürlich nicht so lang sein, nur einen Absatz, wie er sagte.
Für die Richtigkeit der Angaben,
gez. Andreas Böttcher
Und hier der Leserbrief an die FAZ:
In einem Zeitungsartikel muss die kritische Frage erlaubt sein, ob es in Deutschland nach den Dramen von Erfurt und Winnenden privaten Waffenbesitz geben darf.
Was man bei diesem stark ideologisch verfärbten Artikel aber deutlich bemerkt: Hier wird von Anfang an eine Tendenz vorgegeben, die völlig überspitzt dem sachunkundigen Leser einen Zustand von Unkontrollierbarkeit und Kriminalität der Legalwaffenbesitzer suggerieren soll. Mit voller Absicht werden Unwahrheiten überspitzt als Fakten verkauft, weil sie für den Leser sonst nicht spektakulär genug wären. Schon das Titelbild ist schlichtweg ein Witz. Es stellt Druckluftwaffen dar. Allein das sagt sehr deutlich etwas, oder finden Sie nicht?
Herr Grafe befindet sich schon seit Jahren auf einem Kreuzzug gegen alles, was mit Waffen zu tun hat und in diesem Zusammenhang ist ihm jedes Mittel recht, das seine abstrusen Absichten begünstigt.
Wenn es wirklich solche unhaltbaren Zustände hinsichtlich des Legalwaffenbesitzes geben würde, warum dürfen Waffenbesitzer dann ihre Waffen noch besitzen? Da gäbe es noch viel zu sagen. Zeigen Sie der Zeitung durch Leserbriefe, was sie von einer solchen Berichterstattung halten.
Eine öffentliche Entschuldigung des Herrn Grafe bei allen Legalwaffenbesitzern ist ausdrücklich erwünscht.
Andreas Böttcher
Näheres der Redaktion bekannt
Ich frage mich, warum den offenkundigen Lügen und Tatsachenverdrehungen des Grafe in einer sich als seriös gebenden Zeitung ungeprüft eine Plattform geboten wird. Das ist Meinungsmache und Propaganda nach Art einer Zeitung deren Herausgeber in Nürnberg Gerechtigkeit erfahren hat.
Update zu Köln: Die Zahl der Strafanzeigen nach den Geschehnissen in der Kölner Silvesternacht hat sich drastisch erhöht. Sie liege inzwischen bei 379, teilte die Polizei am Samstag mit. In etwa 40 Prozent der Fälle ermitteln die Kriminalbeamten demnach unter anderem wegen Sexualstraftaten.
Dieser Anstieg zeigt sehr genau, dass unsere Polizeiliche Kriminalitätsstatistik nicht die Kriminalität, sondern nur die angezeigte Kriminalität darstellt.
Ich selber habe mir angewöhnt, jede Straftat gegen Unbekannt bei der Internetwache anzuzeigen – in dem Wissen, dass der Täter nicht gefunden, oder – falls gefunden – nicht bestraft wird.
In meinem Bezirk machen das wohl sehr viele Leute, weshalb wir mittlerweile fast führend sind bei Straftaten in Berlin. In Kreuzberg und Neukölln machen das sehr wenige Menschen, weshalb die Politiker glauben, da würde die Gewalt nachlassen.
Der Staat picht auf sein Gewaltmonopol. Daher sollte er zumindest in Kenntnis gesetzt werden, wenn es vor Ort nicht rundläuft. Drum nutzt die Internetwache, auch wenn nur der Außenspiegel vom Auto abmontiert wurde oder ihr auf der Straße geohrfeigt wurdet.
Links zu Internetwachen gibt es im Wiki
Es ergibt sich für mich die Frage, ob ich noch glauben kann oder darf, daß Journalisten ehrbare, der Wahrheit verpflichtete Menschen sind? Oder heiligt der beabsichtigte Zweck jedes Mittel ( Lüge, Desinformation, Diffamierung, Mobbing ). Oder ist das nur moderne u. zeitgemäße Informationspolitik? Für mich ist das reine Agitation.
Wer wissen will, ob Journalisten nur berichten oder manipulieren bzw. es wenigstens versuchen, der sollte nur Klaus Kleber in den heute Nachrichten verfolgen. Damit ist die Frage wohl beantwortet.
Vielleicht darf ich mich an dieser Stelle kurz zu Wort melden. Das Gespräch mit Herrn Reenz habe ich einen Tag nach Grafes Verriss geführt.
Bei einem solchen Thema wird von Seiten der Verantwortlichen eine hohe Priorität angesetzt, die sich schon daran widerspiegelt, dass vom verantwortlichen Redakteur persönlich die reißerische und spektakuläre Überschrift gewählt wurde. Bei einem derartigen Thema kann ihm leider kein Mensch glauben, das etwas an ihm vorbeigegangen ist, wenn er diese spektakuläre Überschrift selbst lanciert.
Selbstverständlich verbürge ich mich für die Richtigkeit der Angaben und stehe auch jederzeit dazu. Deshalb habe ich auch einer Veröffentlichung unter meinem Klarnamen zugestimmt.
Ich denke, wir Waffenbesitzer müssen uns nicht verstecken Wenn wir eine faktenbasierte Berichterstattung erreichen wollen, dann müssen wir offen zu unserem Hobby stehen.
Verweis auf den, von mir verfassten Kommentar auf der Seite der German Rifle Association:
Nach den Übergriffen in Köln, während der Silvesternacht, quillt meine Facebook Startseite nun über vor Postings über die vermeintliche Kollektivbestrafung sämtlicher Mitglieder dieser genannten Ethnien. Man liest dies so, als stünden sämtliche Asylbewerber kurz vor ihrer Ausweisung- Das ganze Land bestürzt.
Aber ich schreibe hier nicht, dass sich diese Frauen, bei anderer Gesetzeslage, ggf. hätten schützen können, sondern der Anlass gilt viel eher eben jenen Menschen, die diese Unterstützungsposts verfassen oder teilen, sich eines (logisch absolut korrekten) Arguments bedienen, dieses jedoch zu anderen Anlässen gerne verwerfen.
Der Konsens dieser Posts ist schließlich: Man kann eine (Ethnie)Gruppe von Menschen nicht juristisch oder legislativ bestrafen, nur weil ein geringer Anteil dieser Gruppe sich nicht an geltende Gesetze hält.
Dieser Meinung sollte jeder rational denkende Mensch sein. Kommt es allerdings zu anderen Situationen, auf diese man die gleiche Logik anwenden sollte, so wendet sich schnell das Blatt und die öffentliche Empörung und Hetze nimmt ihren Lauf. Erinnern wir uns doch einmal an den Zwischenfall bei Germanwings. Viele Stimmen forderten eine verpflichtende, regelmäßige psychologische Untersuchung für Piloten (folgerichtig hätte dies auch für einige weitere Berufsgruppen gelten müssen). Wenn ein Rentner einen Autounfall verursacht schreiben Zeitungen“schon wieder“ und ebenfalls fordern viele Menschen die zeitliche Beschränkung des Führerscheins. Ebenso geht es uns Waffenbesitzern doch ständig. Wir werden an Kriminellen gemessen und keine Zeit, die Welt, Focus etc. setzen sich für uns ein, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Schuld beim Individuum selbst liegt, nicht an seinem Werkzeug und auch nicht beim Kollektiv, zu dem es sich zählt.
Das als vorgezogenes Wort zum Sonntag. Vielleicht lässt sich der ein oder andere Poster auf eine Diskussion ein und erkennt seine Doppelmoral.
Gruß, Pascal