Unfassbar: “German Rifle Association” will Waffenbesitz als “Menschenrecht”

Wie eventuell bekannt ist, haben wir über 360 Briefe an die Kandidaten des EU-Parlaments versandt.  Die Anlage des Anschreibens wird auch von anderen Partnern von Firearms United benutzt, die ebenfalls ihre Kandidaten kontaktieren.

Der Spitzenkandidat der Grünen zur Europawahl 2014, Sven Giegold, war über die Fragen so empört, dass er unser Anschreiben mit Anlage und seine Antwort auf seiner Webseite platzierte und diese per Twitter und Instagram verteilte. Dafür bedanken wir uns recht herzlich. Von ihm stammt auch der Titel dieses Artikels.

Hier nun unsere Fragen, seine Antworten (eingerückt) und unsere Gegenargumente.

1. Unterstützen Sie den Waffenbesitz für gesetzestreue Bürger zum Zweck der Selbstverteidigung und als Freizeitbeschäftigung?

Ich finde es richtig, dass es für diese beiden Zwecke Ausnahmen vom generellen Verbot des Waffentragens gibt. Zum Schutze der Selbstverteidigung sollte der Personenkreis strengt begrenzt bleiben auf Menschen, die eine tatsächlich gesteigerte Schutzbedürftigkeit nachweisen können. Als Freizeitbeschäftigung in Schützenvereinen bin ich dafür, nur Luftgewehre und ähnliche, nicht zum Töten von Menschen geeignete Waffen, zu erlauben. Niemand braucht zur Freizeitbeschäftigung großkalibrige und/oder automatische Waffen. Falls Sie mit Ihrer Frage die Jagd mit unter “Freizeitbeschäftigung” meinen, muss dazu ergänzt werden, dass hier die gängige Praxis eher verschärft werden sollte. Beispielsweise ist es dringend erforderlich, die Umweltbelastung durch bleihaltige Munition abzuschaffen. Längst gibt es umweltfreundlichere Alternativen.

Die Argumentantion mit “niemand braucht” zeigt eine zutiefst undemokratische Haltung auf. In einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft hat eine solche Sicht keinen Platz. Herr Giegold hat zu der Frage eine Meinung, aber keine Grundkenntnisse. Wir haben von Besitzen gesprochen, er argumentiert mit Tragen (Führen) und ihm ist offenbar nicht bekannt, dass der Besitz von automatischen Waffen für alle Bürger bereits verboten ist.
Auch beim Thema “Großkaliber” ignoriert Herr Giegold längst festgestellte Fakten: Das Bundesministerium hatte schon im Jahr 2010 nachgewiesen, dass ein Verbot von großkalibrigen Schusswaffen für den Schießsport keinen Sicherheitsgewinn darstellt. Auch beim Thema Jagd kann er nicht glänzen, denn bleihaltige Munition stellt laut den Studien des BfN keine Umweltbelastung dar. Lediglich Schwangeren und kleinen Kindern wird vom Wildfleischverzehr abgeraten.

2. Glauben Sie, dass es eine Korrelation zwischen legalem Waffenbesitz und Verbrechen gibt?

Diese Frage ist irrelevant und statistisch unseriös. Da wir nicht wissen, wie sich die Kriminalitätsstatistik entwickeln würde, wenn der Waffenbesitz verboten oder stärker eingeschränkt würde, kann das nicht seriös beantwortet werden. Relevant ist auch nicht, was ich glaube oder nicht; relevant ist, Menschen vor Schussverletzungen zu bewahren. Was es definitiv gibt: die Zahl schwerer Verletzungen, Tötungen, Selbsttötungen durch Waffen steigt, je weiter Waffen in einer Gesellschaft verbreitet sind. Diese Korrelation ist maßgeblich und für mich entscheidender Grund dafür, Waffenbesitz streng einzuschränken.

Giegolds Annahme, mehr Waffen bedeutet mehr Tötungen und Selbstmorde, ist nicht zutreffend. Dr. Christian Westphal: “Meine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Schusswaffen und Gewaltkriminalität in den USA zeigt, dass sich nicht mal dort, bei wesentlich mehr Waffenbesitzern und mehr Gewaltkriminalität, ein auf Landkreisebene messbarer Zusammenhang zwischen beidem finden lässt”. Das gleiche trifft auf seine Studie zu Selbstmorden zu. http://djv.newsroom.de/news/?meta_id=3645

3. Glauben Sie, dass restriktive Waffengesetze einen messbaren und wohltuenden Einfluss auf die Kriminalitätsrate haben?

Auch diese Frage ist statistisch unseriös. Dass restriktive Waffengesetze dazu führen, dass weniger Gewalt mit Waffen ausgeübt wird, ist evident. Darum geht es. Und natürlich muss auch der illegale Waffenbesitz eingedämmt (bzw. im Idealfall: gänzlich unterbunden) werden.

Uns liegen Daten aus England und Australien vor. In beiden Ländern stiegen nach Verbot einiger Waffentypen und der Konfiszierung der registrierten Waffen zunächst die Gewaltverbrechen, auch die mit Schusswaffen verübten Verbrechen, zum Teil um über 40%. In England stieg der Schusswaffenmissbrauch unmittelbar nach dem Verbot in den nächsten fünf Jahren um 100% und geht seit 2002 wieder zurück. Während in Deutschland die Gewaltrate stetig sank, befindet sie sich in England nach 15 Jahren auf dem Wert vom Verbotsjahr.

4. Erkennen Sie das Recht, Waffen besitzen und führen zu dürfen, als Menschenrecht an?

Nein, selbstverständlich nicht. Ich empfehle Ihnen einen Blick auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte: http://www.ohchr.org/EN/UDHR/Pages/Language.aspx?LangID=ger da ist zu recht nirgends ein Wort davon zu finden, dass Waffenbesitz ein Menschenrecht wäre. Sie sollten sich schämen, den Begriff der Menschenrechte so zu missbrauchen!

Wir schämen uns nicht und missbrauchen den Begriff der Menschenrechte nicht.

Das Recht auf Waffenbesitz wurde 1689 in England proklamiert in der Bill of Rights. Die Erfahrungen unter den Stuarts hatte gezeigt, wie verwundbar die englische Freiheit bei einer entwaffneten Bürgerschaft war. Aus dem gleichen Grund taucht es 1791 als zweiter Zusatzartikel der Bill of Rights der Vereinigten Staaten auf. Die Entwaffnung der Kommunisten, Sozialisten und und anderer “Staatsfeinde” in einem Deutschland ohne dieses Menschenrecht war der erste Schritt zum Holocaust.

  • Das Menschenrecht auf Freiheit existiert und trotzdem werden Menschen bei uns in Gefängnisse gesteckt.
  • Das Menschenrecht auf Arbeit und soziale Entlohnung existiert und trotzdem haben bei uns Menschen keine Arbeit oder werden mit Hungerlöhnen ausgebeutet.
  • Das Menschenrecht auf Waffenbesitz führt nicht dazu, dass Hinz und Kunz bewaffnet auf der Straße rumlaufen dürfen. Der Staat wird dafür sorgen, dass Unzuverlässige – wie bisher – keine Waffen bekommen und das Waffentragen an erhöhte Auflagen geknüpft ist.

5. Haben Sie Interesse an Statistiken und Analysen über:

  • die Anzahl der Straftaten mit Schusswaffen, einschließlich Morde, die von vorbestraften Verbrechern begangen wurden, gegenüber denen, die von zuvor gesetzestreuen Bürgern verübt wurden?
  • ob die Verbrechen mit legalen oder illegalen Schusswaffen verübt wurden?
  • die Herkunft illegaler Schusswaffen?

An seriösen Statistiken und Analysen habe ich immer Interesse. Ihre unseriösen Fragen und Ihr Schreiben zeigen mir aber deutlich: Sie nicht. Auf Zusendung Ihrer Statistiken kann ich deshalb gern verzichten.

Es ist immer wieder faszinierend, was in Fragen hineininterpretiert wird, wenn man mit Scheuklappen aufgewachsen ist. Nicht wir wollen Herrn Giegold Statistiken schicken, sondern sind interessiert daran, dass die Regierungsbehörden diese Statistiken überhaupt anfertigen.

6. Unterstützen Sie oder lehnen Sie weitere Richtlinien ab, die auf EU-Ebene restriktivere Regeln im Waffenrecht fordern?

Ich unterstütze restriktivere Regeln im Waffenrecht, auf allen Ebenen.

Sven Giegold

Eine ehrliche Antwort, die seine Meinung zeigt und eben auch klar macht, dass er an keinem Diskurs über diese Sicht der Dinge interessiert ist.

Vielen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben, Herr Giegold.

Herr Giegold wurde gestern von dem Libertarian Internet-TV SONS OF LIBERTAS interviewt. Die “Sons of Libertas” gehen auch auf das Thema GRA/Waffenbesitz ein. Dafür vielen Dank!

Ab Minute 2:10 äußert er sich zum Menschenrecht Selbstverteidigung und dem Menschenrecht auf Waffenbesitz. Bei ersterem möchte er eine Verhältnismäßigkeit und das zweite lehnt er wegen des Vorfalls in Missoula im US-Staat Montana ab. Er spricht fälschlich von Missouri, meint aber den Austauschschüler aus Hamburg, der nachts in einer fremden Garage erschossen wurde. Er möchte Kontrolle über Schusswaffen.

Die wollen wir auch, aber per Selbstkontolle plus Gewaltmonopol und nicht per Totalverbot.
Siehe: http://ef-magazin.de/2014/04/29/5265-legalwaffenbesitz-gewaltmonopol-und-selbstkontrolle

Es scheint, Herr Giegold hat weder von amerikanischer, noch deutscher Rechtsprechung die geringste Ahnung, wenn er von Verhältnismäßigkeit redet. In Missoula besteht der Verdacht, dass der Hausbesitzer eine gesetzwidrige Notwehrprovokation begangen hat. Deswegen wurde er auch angeklagt.
Siehe: http://ef-magazin.de/2014/05/02/5280-diren-d-bestand-toedliche-gefahr-fuer-den-hausbesitzer

Wir würden uns freuen, wenn Ihr das Inverview von Youtube teilt und kommentiert.

Kommentare auf der Webseite des Herrn Giegold sind jedoch verlorene Liebesmüh. Er schaltet keinen einzigen (auch noch so freundlichen) frei. Die typische grüne Zensur.

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