Nachtrag: Die neue Lust am Schießen bei 3SAT

Der Bericht, in dem auch Oliver Huber von der GRA gezeigt wurde, wie er mit dem Reporter eine interessante Zeit auf dem Schießstand verbringt, lief am 08.11.2018 im deutschen TV bei 3SAT.

Anschauen kann man sich den auch in der Mediathek: http://www.3sat.de/mediathek

Der Bericht ist toll gemacht und das Team von 3SAT hat sich augenscheinlich wirklich bemüht. Sie zeigen einen objektiven aber auch interessanten Blick der Dinge.

Anders als bei vielen anderen Sendungen hat das Team von 3SAT hier auch die richtigen Begriffe recherchiert. Es wurde nicht nur ein oberflächlichen Bericht über Waffen abgeliefert. Zum Beispiel wird hier die Selbstladebüchse erwähnt und nicht das Sturmgewehr. Korrekt heißt es hier auch Vorderschaftrepetierer (die bekannte Pumpgun). Es sind die vielen kleinen Dinge, in denen sich das Team bemüht hat sachlich und nicht negativ emotionsverstärkend zu arbeiten. Das kennen wir ja auch schon zur Genüge von anderen Produktionen.

Ein paar Sachen sind nicht zu 100% korrekt. „Der Hinweis auf Australien – so what – der Hinweis auf Amerika und den Rückgang der Kriminalität seit der Einführung des Concealed Carry, wie auch der Hinweis auf den einfachen Waffenerwerb in Österreich wurden unterschlagen.“ (Olivers Meinung, Anm.d.Red.)

Katja Triebel von der GRA sieht das mit Australien strenger, da sie sich die tatsächlichen Fakten zu Mord und Selbstmord in Australien angeschaut hat. Viele Studien und Quellen haben ergeben, dass das Waffenverbot und Rückkaufprogramm keinen signifikanten Einfluss hatten. Der Bericht versäumt auch zu erwähnen, dass seit 1992 die Tötungsraten in fast allen westlichen Industrieländern dramatisch zurückgegangen sind.
Weiterlesen mit Links zu Regierungs- und Universitätsseiten kann man bei ihr: https://katjatriebel.com

Die genaue Forderung der German Rifle Association nach einem erleichterten Zugang zu Waffen, nach dem österreichischen Vorbild, fiel auch ein bisschen unter den Tisch. Aber wir sind da schlimmeres gewöhnt.

Fazit

Wir freuen uns sehr, dass die Zusammenarbeit für unseren kleinen Beitrag zu diesem Bericht mit 3SAT so schöne Früchte getragen hat. Wenn auch Gregor (der Reporter) natürlich seine persönliche Sichtweise eingeflochten hat. Aber es gibt sehr wenige Menschen, die bei diesem Thema rein objektiv denken. Um das mit Fakten zu ändern – dafür sind wir dann ja da 🙂

8 Replies to “Nachtrag: Die neue Lust am Schießen bei 3SAT”

  1. Moin Ray, eben!
    Denn hier ist mal wieder die tägliche Zwangsverblödung durch das SPD-Blatt „FR“:
    http://www.fr.de/politik/waffenscheine-deutsche-ruesten-auf-wie-nie-a-1633948

    Obwohl auch der Autor wieder mal das Themas inhaltlich nicht so weit bewältigt „Scheien“ und „Karten“ korrekt auseinander zu halten.
    Vom kriminologisch unbegründeten Geschwätz von Herrn Radek, und inhaltlich weit schlimmer von Frau Mihalic, sammt dummen Zeugs zum Gewaltmonopol -als Ex PVB müsste Sie das eigentlich verinnerlicht haben- mal wieder die üblichen einfältigen Behauptungen.

    Q:E:D.

  2. sehr kritisch: also mir ist es schlicht egal was Massenmedien berichten die sich teilweise durch Zwangsabgaben unterhalten und durch eine ganze Flut an Beiträge eher zur Verblödung von Massen beitragen.

  3. Der Film ist gut, informiert ausgewogen und ich meine, er setzt kein Vorwissen voraus. Wie sagt der Politiker von heute: Er holt den Zuschauer dort ab, wo er steht. Es ist in einem relativ kurzen Filmbeitrag gelungen, vor allem ein recht umfassendes Bild des Schießsports zu vermitteln. Leider fehlt der Leistungssport. Schwächen hat der Film beim Ansprechen der Probleme und der Schlussfolgerungen. Es fehlt die Aussage. Aber die Sache ist auch kompliziert und ich habe immer wieder neue Fragen.

    Am schwächsten finde ich gerade den Teil mit der GRA und Oliver Huber. Es ist recht gut gelungen am Beispiel der jungen Schützin den Schießsport im DSB darzustellen. Das Großkaliberschießen wird in seiner Besonderheit jedoch nicht deutlich. Handelst es sich dabei überhaupt um Sport? Der Autor teilt nur mit, dass Flinten ziemlich viel Rückstoß haben. Hier wäre es besser gewesen, etwas wie Police Pistol 1 beim BdMP, IPSC, wenn es exotischer sein soll Cowboy Action beim BdS zu zeigen. Die Vermischung mit der Frage nach einem freieren Waffenbesitz und Schusswaffen zur Selbstverteidigung ist völlig unpassend. Das sind keine Fragen für den durchschnittlichen Großkaliberschützen und die GRA ist dabei in keiner Weise repräsentativ. Die 16.000 „Mitglieder“ sind nur Interessenten, die aus welchen Gründen auch immer, den Newsletter empfangen. Das können auch Waffengegner sein.

    Eine persönliche Frage von mir ist nach der Sendung: Darf man mit Softair- und Paintballwaffen auf Scheiben schießen, die Menschen darstellen? Vermutlich nicht, doch auf lebende Menschen darf man mit diesen Waffen schießen. Ganz logisch ist das deutsche Waffenecht nicht und vor allem kommt man nicht durch eigene Überlegung selbst darauf, was man darf und was nicht.

    Es gibt für mich vier Fragen, bei denen das heutige Waffen- und Strafrecht ungenügend ist. Erstens ist der Zugang von Jugendliche zum Schießsport schwierig und umständlich. Die Schlussfolgerung aus Winnenden ist bei der Generation der Kinderlosen gewesen, alle unter 18 für eine Gefahr, potentielle Amokläufer zu halten. Das schadet dem ganzen Schießsport.
    Ein weiteres Problem vor allem für junge Sportschützen ist, dass KK-Sportwaffen wie sie im Präzisionsschießen verwendet werden wie ein AK-15 aufbewahrt werden müssen. Für einen Jugendlichen ist das nicht nur ein finanzielles Problem, er hat oft keine Wohnung, wo er einen schweren Waffentresor aufstellen kann.

    Man kommt eigentlich recht einfach zur ersten Waffe. Ein Jahr im Verein und ein Waffensachkundekurs sind keine große Hürde. Jede weitere Waffe wird zumindest für den Kurzwaffenschützen schwierig.

    Die Notwehr ist zu einem Recht geworden, bei dem man mit einem Bein im Gefängnis steht. Von politischer Seite wird es sogar als Konkurrenz zum staatlichen Gewaltmonopol gesehen. Das ist absurd. So ist das Notwehrrecht nie gemeint gewesen. In der Rechtsprechung hat hier eine Fehlentwicklung stattgefunden, die Richter sind halt auch nur Kinder ihrer Zeit. Dazu gehört auch das Thema Waffenscheine. Sie werden an gefährdete Normalbürger kaum noch vergeben, dagegen bekommen sie Politiker nach meinen Informationen häufig. Notwehr scheint ein Prominentenprivileg zu werden. Sogar Udo Lindenberg wurde mit einer Waffe im Gepäck am Flughafen entdeckt, die er aus Unachtsamkeit vergessen hatte.

  4. Insgesamt hat mir diesese Doko gut gefallen, aber es gibt doch auch einige Kritikpunkte. Ich greife mir mal zwei heraus:

    Volker Schäfer vom Schusswaffenerkennungsdienst bei LKA in Stuttgart lässt die angebliche Gefährlichkeit von Schreckschusswaffen durch den Beschuss einer Melone veranschaulichen (bei Minute 19:00), wobei der Schuss auch noch aufgesetzt ist. Das ist reichlich unprofessionell. Alle Schusswaffen sind ihrem Wesen nach Distanzwaffen, d.h. man versucht sich den Gegner gerade vom Leib zu halten. Wer geht bitteschön mit einer Schreckschusswaffe an den Gegner so nahe heran, dass er den Schuss aufsetzen kann und welcher Gegner wird hierbei stillhalten? Niemand! Das ist einfach Unsinn.
    Außerdem – und das ist meine Hauptkritik in diesem Punkt– hat eine Wassermelone nichts, aber auch gar nichts mit einem menschlichen Schädel gemeinsam. Um die Wirkung eines aufgesetzten Schusses mit einer Schreckschusswaffe halbwegs realistisch demonstrieren zu können, hätte man statt der Wassermelone einen Schweinekopf nehmen müssen. Doch der ist deutlich widerstandsfähiger und dann hätte man keine spektakulären Bilder bekommen. Diese Kritik richtet sich aber ans LKA und nicht an die Macher dieser Doku. Die konnten das nicht wissen.

    Das Beispiel Australien wird immer wieder angeführt als Beweis dafür, dass Waffenverbote angeblich die Kriminalität und Selbstmordrate senken. Das stimmt nicht.

    Es gingen in Australien nach dem Verbot von 1997 die Selbstmorde mit Schusswaffen zurück, das ist klar, und das stimmt. ABER: Die Selbstmorde INSGESAMT wurden nicht weniger. Wer für seinen Suizid keine Waffe benutzen kann, der springt eben von einer Brücke, wirft sich vor einen Zug, nimmt Gift oder Schlaftabletten, fährt mit dem Auto gegen eine Baum, schneidet sich die Pulsadern auf, erhängt sich etc.. Es gibt zahllose Möglichkeiten sich umzubringen. Dafür braucht man keine Schusswaffe.

    Wenn behauptet wird, dass Mord und Totschlag in Australien nach dem Waffenverbot von 1996 gefallen seien, so wird dabei die Tatsache ignoriert, dass die Zahlen bereits VOR dem Gesetz im Sinken waren. Die Zahl der Morde fiel bereits seit Mitte der 1980er.
    Vor 1996 war war bereits ein klarer Abwärtstrend bei den Tötungen durch Feuerwaffen für mindestens 13 Jahre zu beobachten. Dieses Muster setzte sich, allerdings abgeschwächt, nach dem Kurzwaffenverbot fort.

    Gemessen an dem, was die Medien in den vergangenen Jahren in ihren Dokus über Waffen und ihre Besitzer gebracht haben, muss man Herrn Steinbrenner allerdings zugestehen, dass er sich positiv von vielen seiner Kollegen abhebt. Er hat sich wenigstens Grundkennrisse der Materie angeeignet und er war offenbar bemüht ausgewogen und einigermaßen neutral zu berichten. Vom Geist des Second Amendments ist er aber leider noch recht weit entfernt wie sein Schlusssatz zeigt. Aber was (noch) nicht ist, kann ja noch werden.

    1. Moin SvK,
      was AUS angeht, so wird ja ein Zusammenhang auch nur behauptet, belegt wird der nicht. Zumal mir dabei auch immer der Herr Koots einfällt, seines Zeichens Goldschmied in Melborne. Der war wohl nicht ausgelastet und hat der lokalen OK materiell und technisch sehr hochwertige MAC-10 in Kleinserie geliefert. Bisher solle knapp über 100 aufgetaucht sein.
      Ansonsten feiern dort, was auch zu erwarten war, Luty-MPs und „Zulu-Guns“ fröhliche Urständ.

  5. Sehr entspannter Beitrag auf 3Sat. Mal keine plakative Verurteilung von Waffenbesitzern als „potentielle Mörder“. Hat das etwa eine Rolle gespielt, dass neben Deutschland auch die Schweiz und Österreich ihren Teil zum Sender beitragen? Vermutlich, denn der Blick in die Schweiz zeigte sich besonders entspannt. Die Eidgenossen machen gerade beim Thema Waffen vieles besser als wir.

    Den Hinweis bzgl. Australien finde ich allerdings auch stark verkürzt. Dass Tote durch Schusswaffeneinsatz bei Verbot von Schusswaffen zurückgehen, ist klar. Ermordet und selbstgemordet wird dann eben auf anderem Wege.

    Was etwas deplatziert (um nicht zu sagen typisch deutsch) wirkte, war wieder mal der Vergleich mit Computerspielen.
    Ich spiele selbst seit etwa 40 Jahren Computer- und Videospiele, bin Waffenbesitzer und habe über meinen Beruf als Sicherheitsdienstler einiges an Erfahrung mit Stresssituationen, in denen Gewalt und Aggression teils eine erhebliche Rolle spielen. Und ich kann klar sagen, dass das eine mit dem jeweils anderen überhaupt nichts zu tun hat. Gar nichts.
    Körperliche Anspannung, Nervosität, Adrenalin fallen beim Daddeln von Computerspielen fast völlig weg oder vollkommen anders aus. Die Motorik wird auch ganz anders gefordert.
    In Computerspielen gut zu „treffen“, bedeutet noch lange nicht, dass man mit einer echten Waffe ebenso trifft. Im Gegenteil. Mir ist noch keine Computerspiel in die Finger gekommen, was Handhabung der Waffe, das Zielen und die Ballistik auch nur im Ansatz realistisch simuliert.
    Echtes Schießen und Treffen ist deutlich schwerer und anstrengender. „Autoaiming“, wie in Computerspielen, gibt es in der Realität nicht. Das Gewicht der Waffe ausbalancieren und den Rückstoß abfangen muss man in Spielen zudem auch nicht. Ein kurzer Mausklick verzieht auch nicht potentiell den Haltepunkt, wie ein echter Abzug mit Vorweg und Druckpunkt.
    Und wenn man im Computerspiel stirbt, dann lädt man das Spiel eben neu. Im realen Leben stirbt man nur einmal und das war es dann. Der mentale Druck ist in der Realität um Welten höher. Insofern sind Spiel und Realität überhaupt nicht vergleichbar. Nicht im Ansatz.
    Ein ganz klein wenig kam dies im Beitrag ja auch durch: Echte Waffen machen Menschen nervös, Computerspiele wirken da schon eher langweilig.

    Aber unterm Strich war das eine sehr gute Sendung. Danke. 🙂

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